Wieso gerade Boxen?
Weltfrauentag Boxen macht Frauen fürs Leben stark
Krefeld · Dani König und Sarah Albwakeh sind „Chinkilla“ und bieten deutschlandweit am Weltfrauentag kostenloses Boxen an – so auch in Krefeld.
Zum Weltfrauentag am Freitag, 8. März, öffnen in ganz Deutschland Kampfsportstudios ihre Türen für Frauen und Mädchen und bieten ihnen kostenlose Kampfsport- und Selbstverteidigungskurse an. Bis zu 1500 werden daran teilnehmen können, so auch in Krefeld von 17 bis 18 Uhr im NFT Gym an der Weyerhofstraße 24. Die Initiatorinnen Dani König und Sarah Albwakeh sind „Chinkilla“ und wollen im Rahmen ihrer Non-profit-Kampagne #JoinOurFight das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen stärken und deren Sicherheitsgefühl erhöhen. Dazu greifen die beiden zu Boxhandschuhen. Wie es dazu kam, wie sie sich selbst durch Kampfsport verändert haben und für wen das geeignet ist, erzählen sie in einer gemeinsamen Videokonferenz zwischen Krefeld, New York und Paderborn.
Dani König: Es ist für Anfängerinnen sehr geeignet. Man muss keine Erfahrungen haben. Es ist tatsächlich so, dass gerade für Frauen, der Einstieg in den Kampfsport am besten durch Boxen und Kickboxen funktioniert. Da bleiben sie hängen, weil sie den meisten Spaß dabei haben, was ihnen gleichzeitig auch einen großen Fitness-Effekt bietet. Wenn es um den Bodenkampf geht, ist die Schwelle für Frauen schon höher, weil es dabei viel mehr Körperkontakte gibt.
Steht der Aspekt der Selbstverteidigung mehr im Vordergrund oder der Wunsch nach Fitness?
König: In den jetzt sechs Jahren, in denen Sarah und ich zusammenarbeiten, haben wir schon gemeinsam weit über 2500 Frauen trainiert. Die Hälfte davon war interessiert, sich gesund und fit zu halten, die andere Hälfte hat mit dem Kampfsport im Sinne von Selbstverteidigung begonnen, aufgrund eigener schlechter Erfahrungen.
Sollten Frauen dann nicht gezielt einen Selbstverteidigungskurs besuchen?
König: Nein. Man kann mit irgendeiner Kampfsportart anfangen, sei es Boxen, Capoeira, Jiu-Jitsu oder Karate. Nach einer Weile, wenn man es regelmäßig macht, steigt das Selbstbewusstsein und das eigene Sicherheitsgefühl nimmt zu. Man fühlt sich wohler, wenn man mal alleine unterwegs ist und man seine eigene Stärke kennt.
Ist Boxen nicht allgemein als männlicher Sport bekannt?
König: Lange Zeit ja. Heutzutage gibt es aber auch bekannte und erfolgreiche Boxerinnen. In früheren Zeiten und auch anderen Kulturen glaube ich, haben Frauen oft gekämpft und waren wehrhaft. Sie waren ja häufiger in ihrem täglichen Leben auf sich allein gestellt. Sich zu wehren, steckt doch in jeder von uns drin. Doch in den letzten zwei, drei Jahrhunderten wurden Frauen sehr zivilisiert erzogen und – das kann man auch so sagen – unterdrückt. Jungen hingegen balgen schon in sehr jungen Jahren miteinander und testen ihren Grenzen aus. Sie haben oftmals weniger Scheu.
Sarah Albwakeh: Wir sagen immer zu den Mädels, die in unseren Workshops sind: Ihr habt alle eine Kriegerin in euch drin, ihr müsst sie nur rauslassen!
Und, trauen die sich, zuzuschlagen?
Albwakeh: Die Anfänge sind schön zu beobachten. Wenn sie das erste Mal auf eine Pratze schlagen, (Anmerkung der Redaktion: Das sind Schlagpolster für das technische Training im Boxen), sieht man, dass sich in ihren Augen etwas verändert. Sie merken plötzlich, ich habe ja Kraft, ich kann zuschlagen – und das ist somit das Schönste, was man sich (als Frau) vorstellen kann. Sie erkennen dadurch, wie stark sie wirklich sind, von wegen das „schwache Geschlecht“.
Wer kann am 8. März an der kostenlosen Stunde teilnehmen und auch Boxen lernen?
König: Von 13- bis über 60-Jährige, wir haben in unseren Workshops schon jedes Alter dabei gehabt. Auch meine Mama hat schon mitgemacht. Wir sagen immer, es gibt keine Altersgrenze. Einfach ausprobieren. Boxen hat auch nicht immer etwas mit Wettkampf zu tun.
Wenn nicht Wettkampf, was dann?
König: Man kann das einfach nur machen, um den Alltag quasi einmal rauszuboxen, um danach selbstbewusster nach Hause zu gehen. Das heißt auch nicht, dass diese Mädels und Frauen männlich sind. Wir können empathisch und sensibel sein, wir können gleichzeitig aber auch stark und mutig sein – und kämpfen. Das löst bei den Frauen ganz viel im Kopf aus. Dieses wachsende Selbstbewusstsein nehmen sie in ihren Alltag mit, ob beispielsweise in eine Gehaltsverhandlung oder wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Das heißt nicht, zuzuschlagen, vielmehr seine eigene Stärke zu spüren und sich für sich einzusetzen. Das hat sich bei mir und Sarah durch das Boxen auch stark verändert.
Inwiefern?
(Beide lachen): Wir waren sehr introvertiert früher.
Wie haben Sie beide sich kennengelernt?
König: Ich habe als Dokumentarfilm-Regisseurin in Jordanien einen Film gedreht und eine Möglichkeit gesucht, dort weiter Kickboxen zu machen. Dazu bin ich dort in ein Studio gegangen, das einzige Kampfsportstudio für Frauen im ganzen Nahen Osten. Und dort war Sarah die Trainerin. Wir haben uns sofort gut verstanden.
Albwakeh: Als ich sie gefragt habe, woher sie in Deutschland kommt, meinte sie, ich würde die Stadt nicht kennen; es wäre Weimar. Da habe ich große Augen gemacht, denn dorthin bin ich kurze Zeit später zu meinem heutigen Mann gezogen. Und daraus ist „Chinkilla“ geworden, auch wenn ich heute in New York lebe.