Einzelhandel: Die ungeliebte Innenstadt
Enorme Resonanz gab es auf die WZ-Umfrage zur Situation des Krefelder Zentrums – fast nur negative.
Krefeld. Den Krefeldern liegt die Stadt am Herzen. Bei der WZ-Umfrage im Internet unter der Überschrift "Finden Sie Krefeld als Einkaufsstadt attraktiv?" haben sich fast 500 Bürger geäußert. Erschreckend ist, dass 75,1 Prozent negativ über die Innenstadt urteilen. Der Tenor lautet: Es fehlen gehobene Geschäfte. Nur 24,9 Prozent sind mit dem Branchen-Mix zufrieden.
In ihren Kommentaren sind die Krefelder teils sehr drastisch. Martin Schiffmann etwa schreibt: "Die Innenstadt steckt seit Jahren in einem Teufelskreis. Interessante Einzelhandelsgeschäfte und Filialisten kommen nicht beziehungsweise schließen, weil Kaufkraft, ansprechende Immobilien und notwendiger Kundenstrom fehlen. Die Kunden bleiben weg, weil es in 40 Jahren nicht geschafft wurde, die Innenstadt als ein ganzes Sanierungsgebiet konsequent umzugestalten."
Städte wie Kempen, Moers oder Neuss zeigten, wie man ein geplantes Generalkonzept für die Sanierung der Innenstadt erfolgreich und konsequent umsetzen kann, so Schiffmann weiter. "In Krefeld hingegen wird von Einzelhändlern, Kommunalpolitikern, Investoren, Immobilienbesitzern und sonstigen Lobbyisten ständig ,eine neue Sau durchs Dorf getrieben’, was die Gestaltung und Zukunft der Innenstadt anbelangt."
WZ-Leser Peter Schwarzer mailt: "Ich gehe nicht gerne in Krefeld einkaufen." Der Grund: Er findet die Krefelder Innenstadt zu dunkel. "Pflasterung, Hauswände, Mülltonnen, Lampen und Bänke scheinen dreckig und alt."
Paul Heinz Lindner schreibt: "Das Ganze ist falsch herum gedacht. Eine Stadt wird nicht attraktiv, indem man ,tolle’ Einkaufsmöglichkeiten schafft, sondern ,tolle’ Einkaufsmöglichkeiten entstehen dort, wo der Standort attraktiv ist. Krefeld ist aber als Lebensraum unattraktiv geworden."
"Teilweise kann man dem zustimmen", sagt Joel Smolibowski, der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes. "Wir haben hier ein großes Problem, denn wir haben es nicht geschafft, ein einheitliches Stadtkonzept hinzubekommen."
Krefeld werde jedoch immer eine ähnlich hohe Zentralität bescheinigt wie Düsseldorf, von einer Totenstadt könne keine Rede sein. Der "Stadtumbau West" stelle eine gute Grundlage für einen Masterplan für die Innenstadt dar, so Smolibowski. Ihm fehlen eine Gestaltungssatzung in der Stadt und Ideen des Stadtmarketings, die auch Leerstände durch pfiffig gestaltete Folien und Sauberkeit verwalteten.
Einig ist sich Smolibowski mit Franz-Joseph Greve, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, dass die Innenstadt schlecht zu erreichen sei: "Man hat den Eindruck, als würde an den Magistralen der Hinweis stehen: ,Innenstadt bitte nicht betreten’. Meistens fährt man sich fest, und fremde Besucher gehen wieder nach Hause."
Dass man die Ergebnisse der WZ-Umfrage ernst nehmen muss, bestätigt auch er. "Es ist unser großes Manko, dass wir keine Innenstadt aus einem Guss haben. Die Stadt wird von denen, die die Verantwortung tragen, nicht geliebt."