Südbahnhof: Lehrerhirn trifft Künstlerseele

Mit der Messe „Kubik“ schafft Krefeld ein neues Bindeglied zwischen Kultur und Schule.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Kultur und Schule, das ist keine Liebe auf den ersten Blick. Wenn kreative Freigeister in ein enges System von Regeln und Lehrplänen eindringen, entsteht Spannung — allerdings auch im positiven Sinne. Bund, Land und Kommunen fördern diese Liaison daher mit Millionen: Kulturelle Bildung hat Hochkonjunktur.

Krefeld hat gestern als eine der ersten Städte in NRW die Vertreter beider Systeme munter ins Gespräch verwickelt. Auf der Messe „Kubik“ im Südbahnhof waren fast alle städtischen und freien Kulturträger der Stadt mit Ständen vertreten, außerdem 25 Künstler, die an Schulen Projekte anbieten. Das Interesse an der „Begegnungsmesse“, wie Dezernent Gregor Micus sie nennt, war erkennbar groß.

„Schulen sind heutzutage gestresste Systeme“, sagt Birgitta Heller, die als Kulturagentin des Bundes am Fichte-Gymnasium, an der Realschule Oppum und der Gesamtschule Kaiserplatz tätig ist. „Da ist es eine Verlockung, hier alles an einem Ort vorzufinden.“ Heller kennt die kleinen und großen Kollisionen zwischen Lehrerhirn und Künstlerseele, doch sie weiß auch, wie dringend Schulen kulturelle Impulse brauchen. „Im Ganztag lernen die Kinder nicht nur, sie leben dort — täglich 8,5 Stunden.“

Damit sie in dieser Zeit mehr erleben als Algebra und Algorithmen, gibt es Programme wie Kultur und Schule, Kulturrucksack oder Kulturstrolche. Die organisatorischen Fäden all dieser Projekte laufen im Kulturbüro zusammen, das auch als Veranstalter von „Kubik“ fungiert. Jürgen Sauerland-Freer und seine Mitarbeiter helfen den Schulen beim enormen bürokratischen Aufwand. Das exzessive Ausfüllen von Anträgen und „die subversive Kraft der Kunst“, die dadurch frei wird — das scheint kein Widerspruch zu sein.