Messungen: Erster Schritt zur Umweltzone

Land will die Abschätzung der Luftbelastung an vielbefahrenen Straßen untermauern.

Krefeld. Zwei unscheinbare weiße Kunststoffdosen hängen seit wenigen Wochen an jeweils einem Laternenpfahl am Oranierring und an der Kölner Straße. Doch die beiden Messröhrchen drinnen haben es in sich: Denn sollte sich in einem Jahr herausstellen, dass die Feinstaub- und Stickoxid- (NOx) Belastung an diesen vielbefahrenen Straßen zu hoch ist, müssten diese zu einer so genannten Umweltzone mit Verkehrsbeschränkungen erklärt werden (siehe Kasten).

Darin steht, dass man zwei Abschnitte in Krefeld ausgewählt habe, für die das Gutachterbüro IMA cologne GmbH potenzielle Grenzwertüberschreitungen festgestellt habe. "Daneben", so heißt es in der Antwort weiter, "wurden von der Stadt Krefeld detailliertere Ausbreitungsberechnungen (Feinscreening) zur Überprüfung von sieben Gebieten in Auftrag gegeben."

Das allerdings ist bis heute nicht geschehen. Rolf Rundmund: "In der letzten und in der vorletzten Sitzung des Planungsausschusses ist das Thema Fein-screening ohne Begründung von der Tagesordnung genommen worden. Vielleicht fürchtet man die Konsequenzen und will gar keine Ergebnisse." Rundmund hätte sich Messstellen zum Beispiel auch an Ostwall oder Philadelphiastraße gewünscht. Beides sind ebenfalls hochverdächtige Stellen.

Sollte sich in einem Jahr herausstellen, dass an Kölner Straße und Oranierring die Grenzwerte (Feinstaub PM 10: 35 Tage mit mindestens 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, NOx: Jahresmittelwert 50 Mikrogramm) überschritten werden, könnten Anwohner die Stadt verklagen und - wie in München geschehen - Maßnahmen gegen den Verkehr per Gericht durchsetzen. "Diesen Weg kann man den Anwohnern nur empfehlen", so Rundmund, "denn die Gesundheit ist vorrangig." Der unsichtbare Feinstaub dringt in die Lunge ein und erhöht das Krebsrisiko. Besonders gefährdet: Kinder und Alte.

Der Politiker der Grünen weiß aber auch, dass eine Umweltzone "nur eine von vielen Maßnahmen ist und viele Probleme nicht auf lokaler Ebene zu lösen sind". Die Alt-Fahrzeuge, die derzeit keine Umweltplakette erhalten, machen gerade mal zehn bis maximal 15 Prozent aus. "Man könnte den Lkw-Verkehr von den hochbelasteten Straßen nehmen", nennt Rundmund ein Mittel gegen zu viel Feinstaub und Stickoxide.

Einschränkung: Bislang zwei Umweltzonengibt es in NRW: Köln (Innenstadt, Teile von Deutz und Mülheim) undDortmund (300-Meter-Teilstück der Brackeler Straße). In Köln darf mandie gekennzeichnete Zone in diesem Jahr auch noch mit Fahrzeugen derSchadstoffklasse 2 (rote Plakette) befahren, die Dortmunder Umweltzonenur mit Autos der Schadstoffklassen 3 (gelb) und 4 (grün).Kfz-Werkstätten, Tüv und Dekra beraten und verkaufen die Plaketten(fünf Euro).