Delfin: Erzieher - Bedarf ist größer
Die Kritik am Sprachtest für Vierjährige ist groß. Das Verfahren wurde überarbeitet.
Krefeld. Delfin ist seit letztem Jahr nicht mehr nur ein Säugetier. Es steht für Diagnostik, Elternarbeit, Förderung der Sprachkompetenz In NRW für Vierjährige. Nach dem Pilotprojekt startet am 3.März ein neuer Durchlauf. Nächste Woche werden die Mitarbeiter auf das Material geschult, das die Landesregierung inzwischen überarbeitet hat.
Im Februar 2007 sind 2177 Kinder auf den Prüfstand gestellt worden. In einer Spielsituation, im Beisein der Erzieherin, aber auch unter den Augen einer Grundschullehrerin, die das Ergebnis protokollierte. Nach Abschluss des zweistufigen Verfahrens (siehe Grafik) stellt der Fachbereich Jugendhilfe fest: "400 Kinder benötigen zusätzliche Sprachförderung" - also fast jedes fünfte Kind. Die Zahl liegt über dem Landesschnitt.
Die Eltern von sieben Kindern sind auch nach mehrfacher Einladung nicht erreichbar gewesen. Bei ihnen wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. "Wir haben die Kooperation mit dem Fachbereich Jugendhilfe gesucht", sagt Erika Dercks-Dückmann. Zum Kindeswohl "wollen wir nicht mit dem Holzhammer vorgehen", sagt die Schulrätin. In Wuppertal etwa sind 53 Bußgeldverfahren gegen Eltern eingeleitet worden.
"Das Ergebnis weicht in städtischen Kitas in hohem Maße vom ermittelten Bedarf durch das pädagogische Personal ab", sagt eine Verwaltungsvorlage, mit der sich nächste Woche der Jugendhilfeausschuss beschäftigt. Aus Sicht der Erzieher wurden nur die Hälfte der Kinder mit Defiziten gemeldet (220 von 429). Kritik gibt es auch von Kitas in freier oder konfessioneller Trägerschaft: "Wir hätten auch mehr förderbedürftige Kinder gehabt", so Margareta Dahmen von der Kita Märklinstraße. Doch es sei wie im Lotto gewesen: "So wurde der passive Wortschatz abgeprüft. Die Kinder mussten auf das richtige Bild zeigen und tippten oft nur zufällig richtig."
Auch die Aufgabe, Kunstwörter nachzusprechen, war nicht sinnvoll: "Meine Enkelin musste sagen: Der Löffel fliegt zum Teller... Sie antwortete: Ein Löffel kann nicht fliegen, mit dem isst man", berichtet eine Krefelderin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Das Mädchen ist "durchgefallen", während viele Kinder mit Migrationshintergrund sinnlose Satz- oder Wortkonstrukte schlicht nachplapperten. "Und damit Punkte holten, die deutsche Kinder nicht bekamen", bestätigt Dahmen.
Sprachdefizit: 400 Kinder benötigen zusätzliche Sprachförderung. Dies sind bisher 137 Kinder in Einrichtungen freier Träger und 204 Kinder in städtischen Kitas. Für die restlichen Kinder sind bisher noch keine Anträge auf Fördermittel im Jugendamt eingegangen.
Fördergeld: Für jedes Kind wird ein Festbetrag von 340 Euro pro Jahr vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) gezahlt. Für Kinder in Kitas in freier Trägerschaft zahlt der LVR 46580 Euro, für Kinder in städtischer Trägerschaft Fördergelder von 69360 Euro (Stand: Januar 2008).