Standort mit Perspektive — auch ohne Bayer
Leverkusener Konzern zieht sich aus Uerdingen zurück
Krefeld. Ganz schön schräg, diese Idee der FDP: Das Bayer-Kreuz im Uerdinger Chemiepark soll unter Denkmalschutz gestellt werden. Über die Sinnhaftigkeit dieses Vorschlags lässt sich trefflich streiten. Fakt ist, dass der Konzern Krefeld den Rücken kehrt. Es wäre deshalb nur konsequent, dieses Symbol der einst überragenden Bedeutung von Bayer für Uerdingen abzuschrauben. Es unter Denkmalschutz zu stellen, hieße, den Start eines neuen und hoffentlich erfolgreichen Chemieunternehmens mit einem falschen Etikett zu belasten.
Wenn Bayer geht, muss nicht alles schlechter werden. Mit hochwertigem Kunststoff verfügt der Standort über ein Produkt, das auch morgen noch gut bezahlte Arbeit und anständige Profite ermöglicht. Insofern gibt sich Betriebsratschefin Petra Kronen zurecht zuversichtlich.
Richtig ist aber auch, dass mittel- und langfristig ohne die CO-Pipeline von Dormagen nach Uerdingen wenig geht. Es rechnet sich nicht, das Kohlenmonoxid in Uerdingen auf Dauer durch Koksverbrennung herzustellen, wenn es in Dormagen als Abfallprodukt zur Verfügung steht. Von noch größerer Bedeutung als die CO-Leitung ist das Gaskraftwerk. Es geht um verlässliche Rahmenbedingungen. Die Firmen im Chemiepark müssen sich kostengünstig mit Energie und Dampf versorgen können — wenn nicht, fließen Investitionen in andere Werke.
Ökonomisch kann Uerdingen also ein Standort mit Perspektive sein — auch ohne Bayer. Was allerdings wegbrechen wird, ist die Förderung für die zahlreichen Vereine. 1995 entschied sich der Konzern, Bayer Uerdingen fallen zu lassen. Die Folgen für den Fußball in Krefeld sind bekannt. Jetzt droht ein Desaster für den Breitensport. Denn nichts spricht dafür, dass das neue Unternehmen sich sozialpolitisch so engagiert, wie Bayer dies getan hat. Insofern endet 2016 ein starkes Stück Krefelder Industriegeschichte. Leider.