Urteil lautet „Freispruch für Fiffi“

Martin Rütter wird in seiner neuen Show zum Anwalt für Hunde und begeistert mit lustigen Beispielen. Das Publikum im König-Palast krümmt sich vor Lachen.

Foto: Dirk Jochmann

Freispruch für Fiffi, selbst wenn er versuchte Körperverletzung, Befehlsverweigerung oder Wilderei im Affekt auf dem Kerbholz hat. Fiffi ist schließlich ein Hund und er verhält sich auch so. Herrchen muss sich für ihn einsetzen, denn er hat es auch verbockt, wenn der Vierbeiner zum rasenden Rüpel wird. Für Martin Rütter gibt es da überhaupt keine Zweifel. Der Hundeprofi wird in seiner neuen Show „Freispruch“ zum Anwalt der Hunde.

Rütter erklärt das Publikum zu Geschworenen und berichtet interessant und vor allem amüsant, wie es schlecht und insbesondere, wie es gut laufen kann, im Beziehungsgeflecht von Mensch und Hund. Um es vorweg zu sagen: Zum Schluss spendet das Publikum Applaus im Stehen.

Rütter sieht aus, als komme er gerade vom Spaziergang mit dem Hund aus dem Park auf die Bühne des König-Palasts: Er trägt nicht ganz neue Jeans und ein T-Shirt mit dem Titel der aktuellen Show auf der Brust. Der Fachmann macht gleich klar, dass Erziehung viel Arbeit ist: „Sie gelingt nicht im Vorbeigehen.“ Und es schadet nicht, „einen Hauch intelligenter zu sein als der Hund“.

Also hinein ins Verfahren, wobei die Besucher zu entscheiden haben: „Freispruch“ oder „Tierheim“: Luna, 38 Kilo, ist der versuchten Körperverletzung angeklagt. Opfer und Jagdobjekt ist der Postbote, „die meist gebissene Berufsart“. Bei Luna geschieht Folgendes: „Morgens kommt sie von ihrer Runde mit Herrchen nach Hause, will zur Ruhe kommen. Da klingelt der Postbote und dringt auch noch in ihr Revier ein.“ Wenn es schlimm kommt, sind Ferse, Wade oder Hüftbereich des Postboten die Angriffsflächen für den Hundebiss. „Denn Hasso zwickt nicht, wie gerne behauptet, sondern er beißt. Oder haben Sie schon einmal in ein Brötchen gezwickt?“

Der Hundeprofi hat die Lösung natürlich parat: „Geben Sie dem Postboten eine große Tüte mit Hundekeksen. Wenn er kommt, soll er die Fahrradklingel benutzen und das Leckerli bereithalten. Für den Hund wird das zum Ritual, er weiß dann, was kommt: Die Klingel, der Postbote mit dem Keks und alles ist gut unter dem Motto: ,Morgens halb zehn in Deutschland‘.“

Rütters Frage nebenbei: „Wieso denkt der Hund überhaupt, es ist sein Haus?“ Rudy, die schwere Dogge, ist des Bettelns und Hausierens angeklagt. Am Essenstisch wird mit großen Augen nach allem gebettelt, was der Teller hergibt. Logisch: „Alle Hunde sind genetisch aufs Betteln programmiert.“ Sie bekamen in grauer Vorzeit das Futter von der Hundemutter nur vorgewürgt, wenn sie ihre Maulecken leckten und bettelten. „Heute wird aus Betteln Fordern unter dem Motto: ,Ich hatte bestellt‘.“ Erziehungsmaßnahme: „Einfach nichts mehr am Tisch geben.“

Und dann heißt es hingucken, Hund beobachten. „Dann kann man erkennen, wenn Nelly, angeklagt wegen ,Wilderei im Affekt‘ losrennen und jagen will.“ Dann gelte es, sie so abzulenken, dass sie Ersatz-Spaß hat, mit einem weit weggeworfenen Futterbeutel, beispielsweise.

Den Hund mit Tofu zu füttern, wie es ein Frauchen macht, weil er dann dem Fleisch nicht mehr hinterherrennt, darüber kann sich Rütter ausschütten vor Lachen. „Unsere Hunde wissen nicht, was Hunger ist, die haben Spaß an der Jagd.“ Und da helfe es nicht, den Namen des Hauskaninchens hinterherzurufen, weil Bello das nie fressen würde. Rütter schüttelt den Kopf und die Besucher kommen aus dem Lachen nicht heraus. Immerhin urteilt das Publikum: „Freispruch für Fiffi.“