Warum es keine neue Gesamtschule gibt
Die Schulen mussten 167 Schüler ablehnen. Die Politik ist zerstritten darüber, wie es weitergeht.
Krefeld. Pünktlich mit den Anmeldungsterminen zu den weiterführenden Schulen wird der Ruf nach einer vierten Gesamtschule laut: 167 Kinder, die diese Schulform besuchen wollen, wurden mangels freier Plätze abgewiesen. Sie haben sich an Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien beworben. Die Politiker diskutieren, ob Krefeld eine vierte Gesamtschule braucht. Die Ratsmehrheit aus CDU und FDP ist dagegen.
Die Liberalen sehen in der Gesamtschule einen Etikettenschwindel. FDP-Kreisvorsitzender Joachim C. Heitmann: "Vorteile sehen die Eltern hier im Abi nach 13 Jahren, Ganztagsbetreuung und Hausaufgabenhilfe und nicht in der gemischten Schülerschaft aus drei Schulformen." "Wenn alle weiterführenden Schulen Nachmittags- und Hausaufgabenbetreuung anbieten würden, würde der Ruf nach einer vierten Gesamtschule schnell nachlassen."
"Eine vierte Gesamtschule? Das würde unsere Stadt in den Ruin führen", sagt CDU-Kreisvorsitzender Winfried Schittges. Er spricht von einem "ebenso unsoliden wie unseriösen politischen Lockvogelangebot der SPD." Schittges: "Diesen Leuten darf man nicht die Verantwortung für unsere Stadt übertragen." Eine vierte Gesamtschule zerstöre die Krefelder Bildungslandschaft, weil andere Schulen in ihrem Bestand gefährdet würden.
Die Schulausschuss-Vorsitzende und Petra Schneppe dazu: "Die CDU verteufelt die Gesamtschulen zu Unrecht. Gerade hier wird seit Jahren - trotz zurückgehender Schülerzahlen - der Eltern- und Schülerwille mit Füßen getreten." Was Gesamtschulen auszeichnet, seien längeres gemeinsames Lernen nach der Grundschule, Vermeidung vorzeitiger Ausschulung, intensive Förderung und Forderung von Schülern sowie projektbezogenes Lernen", so die Schulpolitikerin.
"Die drei Gesamtschulen mussten 167 Kinder abweisen. Diese Zahl zeigt den Wunsch der Bürger", sagt Fraktionsvorsitzender Wilfried Lattrich. Alle Parteien haben ihren Willen bekundet, die Gelder aus dem Konjunkturpaket hauptsächlich in Bildungseinrichtungen zu investieren.
"Wir möchten an einer weiteren Gesamtschule keine andere Form der Hauptschule, an der zwar gute Arbeit geleistet wird, die jedoch ein eingeschränktes Klientel aufweist", sagt Barbara Behr, die schulpolitische Sprecherin der Grünen. "Wir sind grundsätzlich für eine Schule für alle."