Bienenvölker brauchen Hilfe im Kreis Mettmann Bedrohliche Jagd auf die Bienen

Kreis Mettmann · Die Asiatische Hornisse hat Honig- und Wildbienen auf ihrem Speiseplan. Wie man die Bienen schützen kann.

Imker Helmut Peters hat unter anderem am Neanderthal Museum Bienenstöcke stehen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das kurze Gastspiel des Winters war für die Honigbienen kein großes Problem. Trotzdem werden die Imker mit Verlusten leben müssen. „Im Herbst war bereits abzusehen, dass es Verluste geben wird“, erzählt Helmut Peters von der Honigmanufaktur Neanderthal. Als er im Oktober noch einmal nach seinen Bienen geschaut habe, habe er einige Völker bemerkt, die weniger als 5000 Bienen stark waren. „Die können aufgrund der Winterkälte nicht überleben“, weiß der erfahrene Imker.

Denn die Bienen produzieren die Wärme, die sie zum Überleben brauchen, selbst. Dazu brauchen sie natürlich Nahrung. „Ich klaue ihnen im Herbst den Honig“, meint Helmut Peters. „Dafür bekommen sie Zuckerwasser.“ Das ist der Ersatz für den begehrten Honig. „Es ist erwiesen, dass die Bienen dadurch keine Mangelerscheinungen bekommen“, weiß der Imker. Den Sirup lagern die Arbeitsbienen wie Blütennektar in den Wabenzellen. Damit können die Bienen selbst strengste Winter überleben. Sie ziehen sich zu einer Traube zusammen, nehmen den Zucker auf und verwandeln die darin enthaltene Energie durch Muskelbewegungen in Wärme. Dabei werden die Bienen an der Außenseite regelmäßig von den warmen Bienen aus dem Inneren der Traube abgelöst. „Im Winter bringen sie es so auf 15 bis 25 Grad“, erklärt Peters. „Im Sommer kann es bis zu 35 Grad warm werden.“

Die Varroamilbe wurde
vor 40 Jahren eingeschleppt

Je nach Wetterlage beginnt die Königin im Januar mit der Eiablage. Derweil bereiten sich die Imker auf die neue Saison vor. Unter anderem werden alte Waben ausgeschmolzen. Das gereinigte Wachs wird zu Platten mit einem Wabenmuster verarbeitet. Darauf errichten die Bienen mit dem von ihnen erzeugten Wachsplättchen die Wabenzellen, in denen weitere Bienen heranwachsen und frischer Nektar eingelagert wird. Durch den Entzug von Wasser reift der Blütensaft zu Honig heran. Zuvor entfernen die Imker eventuell noch vorhandene Waben mit Winterfutter, damit der Honig nicht verfälscht wird.

Vor über 40 Jahren wurde in Deutschland die Varroamilbe eingeschleppt. Durch den Einsatz von biologischen Methoden und organischen Säuren haben die Imker den Parasiten weitgehend unter Kontrolle, ohne Auswirkungen auf die Qualität von Honig, Pollen und Wachs. Nun bedroht eine weitere invasive Art aus Asien die Honigbienen, wobei auch Wildbienen und andere Insekten betroffen sind. Die „Vespa velutina“ ist in Südostasien heimisch und wurde wahrscheinlich durch einen Schiffstransport nach Europa eingeschleppt, wo sie in der Gegend von Bordeaux in Frankreich vor 20 Jahren zum ersten Mal nachgewiesen wurde.

Im Gegensatz zur Europäischen Hornisse ist die asiatische Variante kleiner und anders gefärbt: Während bei der heimischen Hornisse der Kopf rötlich bis schwarz ist, hat die Asiatische Hornisse einen schwarzen Kopf mit orangener Stirn. Der Thorax der Europäischen Hornisse ist rotbraun mit einer schwarzen, v-förmigen Zeichnung. Dagegen ist der Thorax der Asiatischen Hornisse einfach schwarz, die wegen der markanten gelben Füße auch „Asiatische Gelbfuß-Hornisse“ genannt wird.

Für Menschen ist der Neuling nicht gefährlicher als die heimischen Hornissen, allerdings stehen Bienen ganz oben auf ihrem Speiseplan. Bevorzugt jagen sie im Sommer die Honigbienen vor den Fluglöchern der Bienenbehausungen. „Ich habe bereits begonnen, die Fluglöcher zu verkleinern“, verrät Imker Helmut Peters, „damit die Hornissen nicht reinkommen, aber auch, damit die Bienen ihren Stock besser verteidigen können.“ Neben dem Verlust an Bienenmasse kommt es zur Einschränkung bei den Flügen zu den Blüten. In Frankreich klagen Imker über spürbare Schäden. Inzwischen wurden auch im Kreis Mettmann erste Nester der Asiatischen Hornisse entdeckt und beseitigt.

Imker können ein neues Bienenvolk selbst herstellen

Die Anstrengungen der Imker konzentrieren sich darauf, in den kommenden Monaten frühzeitig Hornissenköniginnen und deren Nester zu entdecken, um die invasive Art, die auf der Liste gebietsfremder Arten der Europäischen Union steht, fachgerecht zu entsorgen. „Das Problem ist, dass die Asiatische Hornisse viele Königinnen in ihren Nestern haben“, sagt Peters. „So kommt es zu einer großen Verbreitung.“

Braucht ein Imker ein neues Bienenvolk, kann er sich glücklicherweise selbst eins herstellen. „Ich entnehme eine Wabe mit etwa 500 Bienen und frischen Eiern und gebe das in eine separate Kiste. Die bringe ich mindestens drei Kilometer von den übrigen Bienen weg“, erzählt Peters. Die Bienen merken, dass sie keine Königin haben und produzieren aus den vorhandenen Eiern ihre neue Königin. „So entsteht ein neues Volk.“

Das ist bei Wildbienen nicht möglich, zumal die meisten Arten nicht in Völkern leben. Um ihnen gegen die invasive Asiatische Hornisse zu helfen, sieht der Imker nur eine Möglichkeit: „Jeder, der einen Garten oder einen Balkon hat, sollte den Wildbienen Nisthilfen zur Verfügung stellen, damit sie ihre Nester bauen können. Außerdem sollten entsprechende Wildbienen-Blumen gepflanzt werden.“

(sue am)