Diskussion um Nest-Entfernung Sorge wegen Asiatischer Hornisse

Neuss · Die wachsende Verbreitung der Asiatischen Hornisse sorgt in Neuss für Diskussionen. Während eine Anwohnerin und Imker Alarm schlagen, reagiert die Untere Naturschutzbehörde zurückhaltend. Hintergrund sind neue Regelungen des Landes im Umgang mit der Art.

Die Asiatische Hornisse ist an ihrem schwarzen Kopf mit der orangefarbenen Stirn zu erkennen.

Der Blick aus dem Fenster bereitet einer Anwohnerin der Händelstraße seit geraumer Zeit große Sorgen. Denn als die Blätter der Bäume langsam zu Boden fielen, machte sie in dem Baum nahe ihres Grundstücks eine beunruhigende Entdeckung: In der lichten Baumkrone erkannte die Neusserin eine Brutstätte. „Zuerst habe ich es für ein Vogelnest gehalten“, erinnert sie sich. Doch bei näherer Betrachtung des kugelförmigen Baus wurde ihr schnell klar, dass es sich hierbei um ein Hornissennest handeln muss – und zwar um das der Vespa velutina, besser bekannt als Asiatische Hornisse.

Auf diesem Grundstück entdeckte eine Anwohnerin ein Hornissennest.

Foto: NGZ

Das kann auch Michaela Grundhoff, Vorsitzende des Imkervereins Neuss, bestätigen. Denn im Gegensatz zu den deutlich kleineren Nestern der heimischen Art kann das Heim der Asiatischen Hornisse bis zu einem Meter hoch werden. Nachdem die Insekten ihr Primärnest auf Bodenhöhe verlassen, errichten sie in mehreren Metern Höhe ein Sekundärnest, das sie den Sommer über stetig ausbauen. Obwohl diese aus Südostasien stammende Art für den Menschen nicht gefährlicher als ihre europäische Verwandtschaft ist, bereitet ihre Ausbreitung den Imkern große Sorgen. Denn: „Die bevorzugte Speise dieser Tiere sind Bienen und andere Bestäuber“, so Grundhoff. Damit bedrohe die Asiatische Hornisse nicht nur die heimischen Insekten, sondern auch die Pflanzenwelt.

Dementsprechend besorgt ist auch die Anwohnerin, die nicht nur um die Umwelt in Sorge ist, sondern auch um das Wohlergehen ihrer im Garten spielenden Enkelkinder fürchtet. Deshalb meldete sie das Nest bei der Stadt Neuss. Von der wurde sie an die Untere Naturschutzbehörde im Amt für Umweltschutz des Rhein-Kreises verwiesen. Nach Angaben der Anwohnerin wollte sich jedoch niemand dieses Nestes annehmen. „Ich finde das eine Unverschämtheit“, kritisiert sie das Verhalten der Behörde.

Im Gegensatz zu den kleineren Nestern der heimischen Art misst das Heim der Asiatischen Hornisse bis zu einem Meter.

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Die alten Nester würden
nicht noch einmal genutzt

Die wiederum verweist auf einen bereits erfolgten Versuch, das Nest mithilfe einer Lanze zu entfernen – jedoch ohne Erfolg. Und mit Blick auf die fallenden Temperaturen sei die Hornissensaison auch schon bald beendet. Nach Angaben der Naturschutzbehörde stirbt das Volk komplett ab. Lediglich die Jungköniginnen würden überwintern, die alten Nestern aber nicht noch einmal nutzen. Daher sei eine weitere Handlung im vergangenen Jahr nicht mehr erforderlich gewesen.

Und im neuen Jahr? Da gelten neue Regelungen zum Umgang mit der Asiatischen Hornisse. Seit dem 1. Januar wird die ehemals invasive Art als sogenannte „Management-Art“ eingestuft. „Damit müssen nicht mehr alle Nester entfernt werden“, heißt es seitens des Kreises. Hintergrund ist eine Neuausrichtung der Strategie durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes NRW (LANUV). Aber: „Die Untere Naturschutzbehörde im Amt für Umweltschutz hat den genannten Standort weiterhin auf der Liste und im Blick – auch da im Frühjahr neue Nester von den Jungköniginnen gebaut werden“, teilt die Untere Naturschutzbehörde auf Anfrage mit.

„Aus unserer Sicht ist es nicht gerechtfertigt, die Nester hängen zu lassen“, sagt Grundhoff angesichts der rasanten Verbreitung dieses Insekts. Denn die verbliebenen Hornissen suchen laut der Imkerin trotzdem noch nach Nahrung. Doch sie weiß auch um die Kosten, die mit der Entfernung eines Nestes in solch einer Höhe verbunden sind. Um die starke Verbreitung der Asiatischen Hornisse dennoch einzudämmen, appelliert sie an die Neusser und Neusserinnen, nach neuen Nestern Ausschau zu halten. Zur Bestimmung eines Nestes wäre es durchaus sinnvoll, sich an die Naturschutzbehörde oder einen Imker in der Region zu wenden. Denn die Gefahr, ein Nest der streng geschützten einheimischen Hornisse zu entfernen, sei groß.

Wenn es sich jedoch um ein Nest der Asiatischen Hornisse handelt, müssen speziell zertifizierte Schädlingsbekämpfer die Entfernung übernehmen. Lediglich kleine Primärnester können auch von Hornissenberatern beseitigt werden. Das Vorgehen müsse jedoch in jedem Fall mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt werden.