Erkrath Roswitha Bohmann zeigt ihre Kunstwerke

Erkrath. · Kunstwerke aus Magnetbändern oder mit Kaffeearoma stellt die Unterfeldhauserin noch bis kommenden Sonntag im Kunsthaus der Stadt Erkrath aus. Begonnen hat Bohmann vor 20 Jahren ganz anders.

In ihrer Werkschau präsentiert Roswitha Bohmann aktuelle Arbeiten.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Tief beeindruckt vom ersten Eindruck zeigt sich, wer dieser Tage das Kunsthaus betritt. Denn dort werden zurzeit die verstrickten und verhäkelten Objekte von Roswitha Bohmann präsentiert.

Ihr aktueller Werkabschnitt begann vor fünf Jahren zu wachsen. Auch das allererste Objekt dieser Reihe, nämlich ein aus VHS-Magnetbändern gestrickter Vlies, ist zu sehen. Weitere Wandteppiche schließen sich an. Sie bestehen etwa aus den Bandsalaten von Kinderhörbüchern oder von jazzigen Mixtapes. Einzigartig mutet jede dieser fünfzehn Arbeiten an; und manche haben sogar ein Aroma. Denn sie wurden aus den Jutefasern eines Kaffeesacks gefertigt.

Ein Reifeprozess von mehreren Monaten bei jeder der kunstvollen Arbeiten ist wohl das Geheimnis der potenzierten Qualität. Die einstige Mathelehrerin berichtet von ihrem ureigenen meditativen Schaffensfokus: „Ich brauche kein Fernsehen und kein Radio, weil meine Gedanken um das Objekt kreisen“, berichtet sie von ihrer Vorgehensweise.

Zu allererst gestaltete sie Stadtpläne künstlerisch um

Die Unterfeldhauserin ist seit 20 Jahren künstlerisch aktiv. Ihre ersten Collagen waren noch von ganz anderer Natur. Einstmals waren es Stadtpläne, die kunstvoll veredelt wurden. Auch abstrahierte Strukturmalerei gehörte zu ihrem Repertoire. Zu den Strickarbeiten wurde sie von der Akademieprofessorin Rosemarie Trockel inspiriert, die jedoch viel das klassische Material Wolle nutzte, schildert Bohmann: „Davon wollte ich mich abheben und mein eigenes Ding machen.“

Fortan experimentierte sie mit allem, was sich in Streifen schneiden lässt, ob Plastiktüten oder Glitzergeschenkband: „Das besondere ist, dass man meine Kunst anfassen darf. Es schreit ja danach, zu hören, ob es knistert oder nicht.“ Und der Tasttest offenbart, dass solch Recycle-Ware ganz schön raschelt. Echte Aufmerksamkeitshascher sind deshalb die Kleider, die Bohmann aus Plastiktüll entworfen und gearbeitet hat. Gefüttert sind die glänzend schicken Roben mit Luftpolsterfolie.

Ein weiterer Hingucker könnte ein Termin in Grevenbroich bei Neuss sein, wenn sie im Herbst auf dem Catwalk das erste Mal vorgeführt werden. Und Roswitha Bohmann kann noch mehr. Gezeigt werden zwei ihrer Mitmachinstallationen. Die erste entspringt der Kooperation mit dem Einbecker Kunstfreund Frank Thiele, mit dem Bohmann für kommenden Juli eine Doppelschau im Kunsthaus vorbereitet. Thiele hat eines seiner Gemälde zur Verfügnung gestellt, auf dem die Besucher nun ein Netz aus gehäkeltem Geschenkpapier spinnen mögen. Schon zur Eröffnung am Neujahrstag hat sich so Mancher spontan mit erstaunlicher Schaffensfreude an diesem Netzwerkeln beteiligt. Ein eher langfristiger „Do it Yourself“-Aufruf gilt dem auf ein paar Jahre hin angelegten Projekt „Mitgemacht !?!“

Interessierte ruft Roswitha Bohmann auf, dafür Schals aus allen erdenklichen Stoffen zu produzieren, die sonst entsorgt würden, obwohl ihr Zustand eine Weiternutzung erlaubt. Den moralischen Zeigefinder möchte sie damit nicht erheben, wohl aber bewusst für vorschnell entsorgten Werkstoffe machen. Derzeit sind es vorerst noch erst 15 gefertigte Schals, die ineinandergesteckt einen Quadratmeter abdecken. Irgendwann soll das Schalknäuel raumfüllend sein. Das wird eine Fleißarbeit, wie sie im Strickmuster steht.