Integrationsarbeit in Erkrath Flüchtlingshelfer beantragen jährlichen Zuschuss
Erkrath · Der Freundeskreis für Flüchtlinge hat immer mehr Beratungsanfragen, auch weil die Stadt ihren Einbürgerungsservice eingestellt hat. Doch die lehnt erweiterte finanzielle Unterstützung für die Helfer ab.
Im Integrationsrat und im Ausschuss für Soziales und Wohnen steht wohl eine längere Debatte bevor. Gegenstand ist der Erkrather Freundeskreises für Flüchtlinge, der eine finanzielle Unterstützung durch die Stadt mit jährlich 50 000 Euro für zwei Halbtagsstellen beantragt hat. Hintergrund ist eine in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöhte Beratungsintensität, heißt es in dem Antrag. Doch auf dem Beschlussvorschlag, den die Stadt der Politik am Donnerstag vorlegen wird, steht „Der Antrag wird abgelehnt“.
Folgt die Politik dem Vorschlag, träfe das den auf Fördergelder und Spenden angewiesenen Freundeskreis hart. Erst jüngst hatte er an die Großzügigkeit der Gemeinschaft appelliert, um seine Arbeit fortsetzen zu können – niederschwellige, zuverlässige und kompetente Beratung für Flüchtlinge (und teils auch schon von gut integrierten Flüchtlingen) im Begegnungszentrum „Hand in Hand“ in den zentral gelegenen Hochdahl Arcaden. Ehrenamtliche und derzeit drei Teilzeitkräfte und zwei geringfügig Beschäftigte sind gemeinsam für den Verein tätig, die Miete für „Hand in Hand“ zahlt er aus eigenen Mitteln.
Der 1986 gegründete Verein habe sich seit Eröffnung seines Beratungszentrums im Juli 2018 stetig vergrößert, professionalisiert und seine Angebote erweitert. Er habe eine Größenordnung angenommen, die durch ehrenamtliches Engagement nicht mehr zu bewältigen sei, berichten die Aktiven. Der Stadt nehme man mittlerweile eine Menge Integrationsarbeit ab, stehe dabei aber finanziell auf wackligen Füßen. So erfolge die Finanzierung des Personals auch durch private Spenden, die aber nicht kalkulierbar wären. Für mehr Planungssicherheit hat der Freundeskreis nun den jährlichen Zuschuss durch die Stadt beantragt.
Die Stadtverwaltung verweist in ihrer Stellungnahme darauf, dass der Freundeskreis bereits seit 2018 einen jährlichen Zuschuss in Höhe von inzwischen 10 000 Euro von der Stadt erhalte, um seine finanziellen Verpflichtungen wie Mietzahlungen und Personalkosten zu erfüllen. Daneben habe der Verein 2023 eine erhebliche finanzielle Unterstützung durch die bewilligten Mittel aus dem „Stärkungspakt – gemeinsam gegen Armut“ erhalten. Allen Beteiligten sei von Anfang an bekannt gewesen, dass sich diese Unterstützung ausschließlich auf das Jahr 2023 beschränke und eine Verlängerung nicht in Betracht komme.
Was die Stadt ebenfalls unterstreicht: Ein wesentlicher Aspekt in der Beratung von Menschen sei, dass bei den Behörden bestehende Strukturen nicht durch ehrenamtliches Engagement parallel entwickelt werde. Die Aufgaben bei den Behörden seien klar strukturiert und größtenteils gesetzlich vorgegeben. Der Aufbau und Betrieb von Parallelstrukturen, wenn auch getragen von einer positiven Intention, sei daher nicht zielführend, da ehrenamtliches Engagement sehr schnell an seine Grenzen stoße und dies zur Enttäuschung der ehrenamtlich Tätigen führen könne.
Nach der Zuweisung von Personen sei die Stadt für deren Unterbringung und der Gewährung von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zuständig. „Für die Betreuung der Personen während des gesamten Aufenthaltes in den Unterkünften sind insbesondere die drei städtischen Beratungs- und Betreuungskräfte mit ihren speziellen sprachlichen Fähigkeiten verantwortlich. Es werden nahezu alle gängigen Sprachen abgedeckt“, unterstreicht die Stadt. Dadurch werde eine erhebliche Zeitersparnis in der Beratung erzielt.
Nach dem Wechsel der Zuständigkeit der Leistungsgewährung sei das Jobcenter Mettmann für diese Personen zuständig. Solange diese noch in den städtischen Unterkünften leben, könnten jederzeit die städtischen Kräfte beratend und betreuend tätig werden. Erst mit einem Wechsel in einen eigenen Wohnbereich werde diese Unterstützung nach und nach beendet, da eine Verselbstständigung der Personen oberste Priorität haben müsse. An diesem Punkt könne der Einsatz von Ehrenamtlichen und der Vereine und Verbände sehr effektiv erfolgen.
Die Politik dürfte einiges zu diskutieren haben. Die Stadt betont schon einmal vorsorglich, das Gespräch mit dem Freundeskreis suchen zu wollen, für eine „gemeinschaftliche Arbeitsebene im Sinne hilfsbedürftiger Menschen mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund in Erkrath“.