Flüchtlinge in alter Musikschule
Der Umbau ist abgeschlossen. Das Gebäude hat Platz für fast 40 Personen. Das reicht auf Dauer nicht aus.
Haan. Dem aus den 1930er Jahren stammenden Gebäude an der Dieker Straße ist sein ursprünglicher Zweck immer noch anzusehen. Wer die Türen der alten Musikschule öffnet, der steht in einem großen, hallenden Foyer. Ein hübsches, buntes Fensterbild an der Treppe fällt in den Blick — wie viele Schüler haben es bereits gesehen. Ein gemauertes, rundes Bassin steht leer — einst befand sich darin ein sprudelnder Brunnen.
Die Stadt Haan hat die ehemalige Musikschule an der Dieker Straße zu einem Quartier für Asylbewerber umbauen lassen. Bis zu 40 Personen sollen hier künftig untergebracht sein. Dazu haben Handwerker seit Baustart am 11. August verschiedene Einbauten vorgenommen: In einige Zimmer wurden Duschkabinen eingebaut, in andere Wasser- und Starkstrom-Anschlüsse. Am Dienstagabend besichtigten der Haaner Sozialamtsleiter Udo Thal und Martin Sahler vom Caritas-Fachdienst für Integration und Migration das Gebäude. Sahler zeigte sich angetan: „Das ist alles in einem sehr ordentlichen Zustand.“
„Tonkabinett“ steht auf einem mit Notenschlüssel verzierten Türschild. Doch Musikinstrumente sind hier nicht mehr zu finden. 2011 zog die Musikschule in ihr neues Quartier, ebenfalls an der Dieker Straße, das sie sich mit der Grundschule Unterhaan teilt. Noch im Frühjahr hatte die Caritas, deren Mitarbeiter gemeinsam mit zwei städtischen Beschäftigten die Asylbewerber in Haan betreuen, Bedenken gegen die alte Musikschule als Flüchtlingsquartier geäußert. Martin Sahler bezeichnete das Gebäude wegen der maroden Bausubstanz und der fehlenden sanitären Einrichtungen als „denkbar ungeeignet“. Außerdem seien die Räume zu groß.
Die Stadt Haan hat nun Zwischenwände einziehen lassen. Fünf Personen sollen sich dem Konzept zufolge ein Zimmer teilen. Sind die Familien größer, können sie Doppelzimmer in Anspruch nehmen.
Zu Ende Oktober lebten 183 Flüchtlinge in Haan. Das sind mehr als angenommen: Die Stadt hatte ursprünglich prognostiziert, dass es Ende dieses Jahres lediglich 170 sein werden. Diese Zahl aber war schon im September 2014 erreicht. Stadtkämmerin Dagmar Formella rechnet damit, dass „mit einem deutlichen Anstieg der Zuzüge gerechnet werden“ muss. Mitte 2015, so warnt Formella, sind die Kapazitäten ausgereizt.
„Das ist die letzte und einzige Reserve, die wir aktuell haben“, sagt Sozialamtsleiter Udo Thal über die ehemalige Musikschule. Sind also die Plätze in dem Gebäude belegt, gibt es keine weiteren Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber. „Die Politik muss sich was überlegen“, sagt Caritas-Mann Sahler und mahnt: Berechnungen zufolge muss 2015 mindestens dieselbe Zahl an Flüchtlingen in Deutschland untergebracht werden, wie in diesem Jahr. Damit werde sich die Stadt Haan 2015 um doppelt so viele Asylbewerber kümmern müssen wie 2014, glaubt Sahler. An der Kampheider Straße sollen in zwei Wohnheimen 60 Betroffene in Containern untergebracht werden.