Umstrittene Google-Funktion Hilden und Haan jetzt auch bei Street View

Hilden/Haan · Das US-Unternehmen Google bietet „Street View“ jetzt auch für Hilden und Haan an. Weltweit können Nutzer nun virtuell durch die Straße fahren und sich auch links und rechts die Gebäude anschauen.

Mit solchen Autos erfasst Google die Straßenzüge.

Foto: Christoph Schroeter

Wer durch Hilden oder Haan spazieren möchte, kann das jetzt auch bei Gewitter oder Sturm machen, ohne nasse Füße zu bekommen – zumindest virtuell. Denn das Internetunternehmen Google hat seinen Dienst „Street View“ auch auf unsere Region ausgeweitet. Per App oder am PC-Bildschirm können die Nutzer nun 360-Grad-Bilder beinahe jeder Straße aufrufen und sich mittels Klick auch durch die Stadt bewegen. Das macht einigen Hausbesitzern Bauchschmerzen.

Google hatte „Street View“ bereits 2010 in Deutschland veröffentlicht, jedoch aufgrund der Kritik und des Widerstands auf die größten 20 Städte beschränkt: Viele Menschen sahen den Schutz ihrer Privatsphäre und den Datenschutz gestört. „Wir entschieden uns damals, keine neuen Bilder für Deutschland auf Street View zu veröffentlichen, während wir überall sonst in Europa weiteres Bildmaterial hinzufügten und aktualisierten“, erklärt eine Google-Sprecherin. „Doch natürlich dreht sich die Welt weiter und verändert sich. So können Aufnahmen, die zwischen 2008 und 2009 gemacht wurden, Straßen und Gebäude von heute nicht mehr angemessen abbilden.“ Sie sind völlig veraltet und zeigen nicht mehr den aktuellen Stand.

Daher hatte das Internetunternehmen bereits vor einem Jahr seine Flotte von Kamera-Fahrzeugen durch die Lande geschickt. Die Fotos aus Hilden, Haan und den anderen Städten in unserer Region stammen aus verschiedenen Monaten. So beginnt die Tour durch Hilden von Süden aus gesehen auf der Richrather Straße im September 2022, wer über die Gerresheimer Straße im Norden nach Hilden gelangt, sieht Fotos aus Juni 2022. Wer sich die Haaner Innenstadt rund um den Neuen Markt anschaut, findet Fotos vom Strand des Haaner Sommers.

„Bei der Planung unserer Fahrten achten wir genau auf die Sonne, die hoch genug stehen muss, damit die Schatten nicht die Gebäude verdecken. Wir berücksichtigen auch das Wetter und die Temperatur, denn wir wollen nicht, dass Schnee, Nebel oder Regen zu Verzögerungen oder unscharfen Bildern führen“, erklärt die Google-Sprecherin weiter.

Nicht alle Straßen sind erfasst worden. In Hilden fehlen beispielsweise Wendehammer im Norden und die Straße Am Feuerwehrhaus in der Stadtmitte. „Wenn wir überlegen, an welchen Orten wir mit dem Fotografieren beginnen, fahren wir in der Regel dorthin, wo Street View für die meisten Menschen nützlich ist. Wir beginnen oft im Stadtzentrum, um beliebte Innenstadtbereiche zu erfassen, und bewegen uns dann nach außen. Dabei kann es sein, dass wir nicht jede Straße erfassen.“

Da die Fotos aus dem vergangenen Jahr stammen, bilden sie auch nicht alle Entwicklungen ab. Wer will, kann beispielsweise noch einmal über den alten Fußgängerübergang zwischen Mittelstraße und Stadtpark am Fritz-Gressard-Platz fahren. Die Richrather Straße ist kurz vor dem Hagelkreuz verengt, weil einige Wochen vor dem Foto dort ein Haus gebrannt hat.

Von Juni bis Oktober werden
neue Aufnahmen gemacht

Aber neue Bilder werden bereits gemacht: „Wir setzen unsere Flotte jährlich ein, aber der Aktualisierungsrhythmus hängt von einer Reihe von Faktoren ab: zum Beispiel der Bevölkerung und den Veränderungen in der realen Welt“, erklärt die Sprecherin weiter. Seit Juni fahren die Kameraautos wieder durch Deutschland, noch bis Oktober stehen Hilden, Haan und der Kreis Mettmann auf dem Programm. Wann genau die Google-Autos durch den Kreis Mettmann fahren, kann die Sprecherin nicht sagen.

In Hilden und Haan ist Google lediglich mit den Autos unterwegs. Daher können die Fußgängerzonen auch nicht virtuell erkundet werden. Zwar hat das Unternehmen mit einem Kamerarucksack auch die Möglichkeit, Straßen zu erfassen, jedoch wurde dieses System bei uns nicht eingesetzt. Wer die Mittelstraße in Hilden auf eigene Faust fotografieren und damit auch virtuell zugänglich machen möchte, hat dazu laut der Sprecherin mit einer Street-View-kompatiblen Kamera dazu die Möglichkeit. Gleiches gilt übrigens auch für Gebäude. So könnte die Reformationskirche in der Hildener Innenstadt abgebildet werden. Oder Einzelhändler können Zugang zu ihren Geschäften ermöglichen.

Das neue Angebot des Internetriesen für Hilden und Haan macht einigen Hausbesitzern Bauchschmerzen. Denn sie möchten nicht, dass ihr Haus weltweit im Internet sichtbar ist. Dagegen können sie sich wehren.

Gesichter und Kennzeichen macht Google-Street-View grundsätzlich unkenntlich. Wer nicht möchte, dass Aufnahmen eigener Fahrzeuge oder selbst bewohnter oder genutzter Gebäude gezeigt werden, kann Widerspruch einlegen. Will man im Nachhinein etwas unkenntlich machen, funktioniert das auf der Internetseite. Wer sein Haus verpixeln lassen möchte, muss es zunächst im Browser (beispielsweise Firefox) suchen und dann oben rechts neben der Adresse die drei Punkte anklicken. Dort erscheint der Menüpunkt „Problem melden“. Es erscheint der gewählte Ausschnitt. Darunter erklärt Google dann die einzelnen Schritte im Abschnitt „Warum meldest du dieses Bild?“.