Brauchtum: Monnem für Herz und Zunge

Beim Mundartabend im Garten des Deusser-Hauses wurde auf Platt das 75-jährige Bestehen des Heimatbundes gefeiert. Und das wollten sich viele nicht entgehen lassen.

Monheim. Schon die Einladung auf "echt Monnemer Platt" gehalten, ließ so manche Überraschung erhoffen: Der Heimatbund Monheim mit seinem Vorsitzenden Dieter Sturm und dessen Stellvertreter Wilhelm Pesch hatten mit der ganzen Mitgliederschaft zum traditionellen und viel geliebten Mundartabend am Samstag in den Deusser-Haus-Garten eingeladen.

Es war der 17. und stand unter dem Motto: "75 Johr Heimatbund enn Monnem am Rhing". Und wer einmal die "echten Monnemer" kennenlernen wollte, der hatte an diesem Abend reichlich Gelegenheit dazu: es wurde gefeiert und jekallt (erzählt), was das Zeug hielt.

Fast einhundert "Eingeschworene" waren gekommen, die dem schweißtreibenden Wetter trotzten und nach Monnemer Aat (Art) feiern wollten. Etwa 30"Vortragskünstler" - sie waren alle gebürtig aus dem alten Monheim - hatten "Krätzchen" (Anekdoten) parat, die einem Großteil der Besucher bestens bekannt waren. "Auf Befehl meines Stellvertreters Wilhelm Pesch dürfte ich nicht auf die Bühne, da ich ein gebürtiger Düsseldorfer bin und nicht echt "Monnemer Platt" sprechen kann, sondern nur das "Vürnemme" (Vornehme) der Landeshauptstadt", so Vorsitzender Sturm im WZ-Gespräch.

Was dann an Heiterem von den Alt-Monheimern geboten wurde, war kaum mehr zu überbieten. Und da hatte so mancher im Publikum es recht schwer, als "Zugereister" alles zu verstehen. Nicht selten musste er seinen Nebenmann oder -frau um entsprechende Übersetzung bitten. "Monnemer Platt zu verstehen, geschweige zu sprechen, muss wohl einem bereits in die Wiege gelegt worden sein", so der 25-jährige Julian Köther, der mit seiner Familie kürzlich aus Bayern nach Monheim zog. "Sei still. Bei euch versteht man doch gar nichts, wenn ihr bayerisch sprecht. Da fühle ich mich wie im Ausland", machte Willi Fühlich (65) den jungen Mann mundtot.

Und denjenigen, die da oben am Rednerpult standen, sah man ihre Vortragsfreude an. Alle begrüßte Wilhelm Pesch, der Hauptorganisator dieses Abends und echter Monnemer Jung, mit "Leev Fraulück unn Herre" (liebe Frauen und Herren). Da waren zum Beispiel Elfi Hein, Bernd Bormacher, Peter Kreuer, Rolf und Angelika Rosellen, Hildtrud Baloch, Gerda Wessel, Richard Bremer, Gertrud Anstatt - um nur einige zu nennen - die lustige Geschichten in echt Monnemerisch vortrugen. Inzwischen stadtbekannt: "Et Schumachers Irmgard auf ihrer Quetchkommode" und Werner Wessel mit "Spille maht Spass".

Organisator Wilhelm Pesch selbst trat auch auf. Und "et Köhlers Liesel", die Monheimer Karnevalslegende, präsentierte im Schelmenturmkostüm amüsanten "Verzällchstückcher" (Erzählungen). Nicht fehlen durften auch das Traditionspaar Gänseliesel und Spielmann beim Mundartabend. Sie schmetterten das Gänseliesellied. Für das leibliche Wohl - vor allem für die durstigen Kehlen - war ebenfalls gesorgt.

Einer der Höhepunkte war eine kleine, aber sehr gelungene Ausstellung des Literaturkurses der Klassen 5 und 6 der Peter-Ustinov-Gesamtschule unter Leitung der Lehrerinnen Ilona Lang und Monika Lukoschik. Die Schüler hatten ihr Projekt der Monnemer Mundart gewidmet und dabei das Werk "Das verbogene Wort" der Monheimer Schriftstellerin Ulla Hahn als Grundlage benutzt. Das fand reges Interesse bei diesem Mundartabend, der mit sehr viel Lob aller bedacht wurde.