St. Sebastianer: Richrath fest in Schützenhand
Der Stadtteil ist in diesen Tagen geprägt von den Feiern der Bruderschaft. Am Montag wird ab 11 Uhr der neue Schützenkönig ermittelt.
Langenfeld. Schützenfest 2010 - das wird keiner so schnell vergessen. 140 Jahre besteht die Bruderschaft St. Sebastianus, aber, war es bei den Schützenfesten je so heiß gewesen?
"2003 war es auch heiß", erinnern sich viele, aber so drückend wie in diesem Jahr? Das Mineralwasser fliest am Sonntag Morgen, als viele Anhänger der Bruderschaft auf die ersten Schießentscheidungen warten, in Strömen. Temperaturen über 30 Grad begleiten die große Bruderschaft schon, als sie Samstag um 17 Uhr zum Ehrenmal Jahnstraße marschiert.
Die dicken grünen Jacken haben sie nicht abgelegt. "Der Gang zum Ehrenmal ist uns wichtig. Bevor wir fröhliche Stunden erleben, wollen wir die Toten ehren und ein Zeichen setzen. Wir dürfen nie mit Waffen, nur mit Worten kämpfen", sagt Brudermeister Rainer Keip.
Die Nationalhymne, vom Spielmannszug unter Karl-Heinz Schlimm 2008 erstmals am Ehrenmal gespielt, klappt vorzüglich. Das noch amtierende Königspaar Frank Mörseburg und Anja Heidelberg bewirtet die Bruderschaft in der Kleingartenanlage an der Bahnstraße königlich. "Es war zum Tanzabend in der Schützenhalle nicht ganz so voll", sagt Brudermeister Keip, "das lag einfach an den Temperaturen." Wer das kleine Fußballfinale Deutschland/Uruguay erleben wollte, fand in der Altentagesstätte eine Leinwand vor. "Es war eng, aber die Freude nach dem gewonnenen Spiel groß."
Fußball ist auch das Thema der Predigt von Schützenpräses Gerhard Trimborn in der Festmesse am Sonntag. "Nicht der Einzelne ist der Star, sondern die ganze Mannschaft, die zusammenhält." So können die Schützen, die sich auch für soziale Aufgaben engagieren, viel bewirken.
Zwei Stunden später ist erneut von Fußball die Rede. Nachdem die Jugendschützen erst so gut auf den Vogel zielen, dass dieser schon bald ziemlich schief hängt und in der sechsten Runde schon fallen könnte, läuft es dann zäh. "Wir brauchen Jogi Löw als Berater", heißt es immer wieder.
Jürgen Arendt und Norbert Brand an den Mikrophonen feuern die Jugendlichen an. Mit dem 172. Schuss steht Philip Güdelhöfer als Jugendprinz fest. 2009 holte er den Looserpokal, machte den letzten Schuss bevor der nächste Schütze den Vogel traf. Spielmannszug-Prinz ist Sven Streckfuß mit dem 151. Schuss.
Zum 140. Bestehen der Bruderschaft wird ein Schießwettbewerb der ehemaligen Tellkönige ausgetragen. Auch Dieter Oberscheidt, Hans-Josef Gladbach und Heinz-Martin Patten schießen mit. Nachdem beim 87. Schuss das Gewehr streikt und ausgetauscht werden muss, steht als Sieger schließlich Hans-Josef Glabach mit dem 185. Schuss fest.
Während am Schießstand bei Gluthitze bei den Schießwettbewerben mitgezittert wird, ist es in der von Verena Nilges liebevoll geschmückten Schützenhalle fast kühl. Seit 28 Jahren spielen die Bergisch-Rheinischen Musikanten zum Frühschoppen auf. Ein Walzer von Strauss wird gewünscht.
Unbeirrt vom Ohrenschmaus sind drei Mitglieder des Spielmannszuges in den Schlaf gefallen. "Die sind auch seit 5 Uhr früh auf und jetzt ziemlich fertig", sagt Karl-Heinz Schlimm. Seit 6 Uhr waren die Spielmannsleute mit zwei Treckern unterwegs durch Richrath und haben den Schützen, die es wünschten, vorgespielt - gegen eine Spende für die Vereinskasse. "Da waren es schon wieder 24 Grad", sagt Schlimm, "wir lassen die jetzt schlafen. Zum Festzug müssen sie wieder vollen Einsatz zeigen."