Langenfeld: Das war’s – Hertie ist Geschichte

Am Samstag hatte die Filiale das letzte Mal geöffnet.

Langenfeld. Leere Regalfächer gähnen den Kunden entgegen an diesem letzten Samstag, den das Hertie-Kaufhaus an der Solinger Straße noch geöffnet ist. Die wenigen gefüllten Regale stehen in Kassennähe. Bis 16 Uhr konnte noch gekauft werden, dann war endgültig Schluss. Für 47 Mitarbeiter(innen) ist auch Schluss mit ihrer Arbeit bei Hertie. "Zwei Azubis wurden in andere Lehrstellen vermittelt. Zwei weitere werden nach Abschluss der Ausbildung nicht übernommen", sagt Filialleiter Rainer Schulz. Nur fünf Festangestellte konnten bis jetzt einen neuen Arbeitsplatz finden. Traurige Bilanz: 38 Hertie-Angestellte sind arbeitslos.

Nachlässe bis 90 Prozent sollen dafür sorgen, dass möglichst viel Ware weggeht. Höflichkeit und gute Laune muss man bei den Verkäuferinnen auch an diesem eigentlich traurigen Tag nicht vergeblich suchen. "Vom Heulen kriegen wir ja auch keine Arbeit", sagt eine der Verkäuferinnen nicht ohne Galgenhumor.

Die Pläne für das neue Einkaufszentrum als Ersatz für Hertie stoßen auf wenig Begeisterung bei der Kundschaft. "So was haben wir ja schon", meint Ruth Gnosdtke (36). "Doof, dass jetzt kein Kaufhaus mehr da ist, wo man alles beisammen hat." Auch David Ronga (37), Sicherheits-Chef bei Hertie, ist pessimistisch. "Das macht die Stadt kaputt. Kleine Läden sind immer teurer, und bei Hertie hatte man alles, was man brauchte." Günter Fladrich (67) zeigt auf das Marktkaree: "Was soll hier noch rein?" Für ihn waren freundliche Beratung und große Warenauswahl Grund, bei Hertie einzukaufen. Langenfeld ohne Kaufhaus? "Ich finde das ganz schlecht", sagt er.

Die Verkäuferinnen räumen weitere Regale leer. "Der Schmuck wurde eingelagert und geht an die Firma zurück", sagt Schulz. "Das Inventar ist schon verkauft." Trotz der 90-prozentigen Nachlässe muss Ronga noch mal aktiv werden: Einem Ladendieb waren die Nachlässe wohl nicht hoch genug. rie