Langenfeld: Mit den Kutschen auf Zeitreise
Bei strahlendem Sonnenschein wird der Zug historischer Fuhrwerke und Traktoren durch die Stadt zum Hingucker.
Langenfeld. "Das ist wirklich ein besonderes Erlebnis", sagt Magdalene Müller (74), die extra aus Mühlheim an der Ruhr angereist war, um die Kutschen durch Langenfeld ziehen zu sehen. 22 historische Gespanne präsentierten sich gestern bei strahlendem Sonnenschein den Schaulustigen. Nach der Morgenandacht unter freiem Himmel waren die Wagen von Gut Langfort mit Ziel Dückeburg in Reusrath gestartet. Fahrer von Oldtimer-Traktoren hatten sich angeschlossen.
Randolf Ohly (48), Vorsitzender des Vereins, hatte zunächst den Händlern Absagen erteilt, weil sein Vorgänger Horst Küppers eigenmächtig einen anderen Startpunkt für den Kutschen-Corso ausgewählt haben soll. Ohly: "Der Bürgermeister hat sich für den Handwerkermarkt stark gemacht. Deswegen wurden die Absagen zurückgenommen."
Während sich die Kleinen auf der Hüpfburg oder beim Ponyreiten die Zeit vertrieben, zogen drei Pferde die Postkutsche und ein Pferd den Paketpostwagen von Gut Langfort durch Langenfeld. Es handelt sich um Rekonstruktionen, die über 150 Jahre alten Originale der Königlich-Preußischen Post stehen im Postmuseum in Frankfurt. 1905 war die letzte Kutsche zwischen Solingen und Langenfeld verkehrt.
Keinen Nachbau, sondern ein Original, fährt Rainer Nicolai (64). Seine Kutsche ist 90 Jahre alt. Im Gegensatz zu einer modernen Kutsche besitzt sie noch keine Fuß-, sondern nur eine Stockbremse und keine Gummibereifung. Etwa 500 Euro gibt Nicolai pro Monat für sein Hobby aus. Er ist stolzer Besitzer von fünf Kutschen.
Über die Liebe zu Pferden sei er zum Kutschenfahren gekommen. "Sechs Stunden am Tag verbringe ich mit der Pflege der Pferde", sagte Rainer Nicolai. "Alte Kutschen sind schon für 2000Euro zu haben, aber es kommt auf den Zustand an." In seine Kutsche habe er viel Restaurationsarbeit gesteckt.
Polizeireiter stellten derweil auf dem Turnierplatz eine Tatort-Szene nach. Ein "Räuber" musste verfolgt und gestellt werden. Die Pferde durften dabei nicht scheuen und mussten durch eine Papierwand springen. Selbst Pistolenschüsse schienen sie nicht zu verängstigen. Die Vierbeiner meisterten ihre Aufgabe mit Bravour. Der "Räuber" wurde gefasst.
Am frühen Nachmittag kehrten die Kutschen von ihrer Rundfahrt nach Langfort zurück. Und weil es bei dieser Zeitreise nicht um Schnelligkeit ging, wurden die Pokale an den ältesten Teilnehmer, die jüngste Teilnehmerin und den Teilnehmer mit der weitesten Anfahrt vergeben.