Schluss mit Multikulti in Langenfeld: Bekannte Fremde helfen bei der Integration
Der städtische Kulturbetrieb startet am 19. Oktober unter dem Titel „Langenfeld geht fremd“ in eine neue Festspielreihe.
Langenfeld. "Wenn ich fremdgehe, nehme ich meine Eltern mit" heißt der Slogan auf dem Plakat, unter dem ein älteres Paar auf einem Sofa sitzt. Ein Wortspiel, das für Verwirrung und Aufmerksamkeit gleichermaßen sorgt. Das soll es auch, denn "Langenfeld geht fremd", ist das Motto der Kleinkunst-Festspiele, die am 19. Oktober im Schauplatz starten.
Der städtische Kulturbetrieb will das Multikulti-Klischee auflösen und das Publikum einladen, andere Kulturen und deren Blick auf die Deutschen kennen zu lernen. Das ist die Gelegenheit zur Annäherung ans Thema Integration von der anderen Seite.
Georg Huff, künstlerischer Leiter der Schauplatz GmbH, wünscht sich ein Vermischen der Kulturen, damit etwas Neues entstehen kann. "Die Deutschen gehen ja gerne fremdländisch essen, aber wir wollen, dass sie mal einen Blick über den Tellerrand hinaus werfen", sagt er. Und das mit dem Tellerrand ist wörtlich zu verstehen, an jedem Abend werden passende Speisen geboten.
Zumindest bei den Künstlern zum Auftakt müssen sich die Zuschauer nicht weit über den Rand hinauswagen, denn das Duo "Ohne Rolf" kommt aus der Schweiz und präsentiert sein Programm "Blattrand", in dem nicht gesprochen, sondern viel gezeigt wird. Die Kabarettisten kommunizieren nur über Texttafeln mit ihrem Publikum und sorgen im Durcheinander für spontane Pointen.
Wörtlich nehmen die Schüler der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule den Begriff "Heimat". Die Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren haben eine Szenen-Collage zum Thema zusammengestellt, die am 20.Oktober im Schaustall zu sehen ist.
"Sind die Rheinländer den Böhmern ähnlich?", fragt sich der Südtiroler Konrad Beikircher am 21. Oktober bei seinem "Exklusiven braven Schwejk-Abend". Der Kabarettist dachte sich den eigens für das Festival und im Zuge von Langenfelds Tschechien-Jahres aus.
Im Norden wiederum gibt es außer "Smørrebrød" und Hans Christian Andersen auch noch Michel Birbaek. Er liest am 23. Oktober unter anderem aus seinem Roman "Beziehungswaise". Südöstlich von Dänemark zu Hause, versucht die polnische Familie Popolski in ihrem Musik-Kabarett am 24. Oktober, der Welt des Pop-Business zu erklären, dass alle Hits der vergangenen Jahrzehnte von ihrem Großvater geschrieben wurden. Passend dazu gibt es schlesische Spezialitäten zu kosten.
Auf politisch-historischer Ebene bewegen sich Stermann und Grissemann mit ihrer "Deutschen Kochschau" am 25. Oktober live aus dem "Rührerhauptquartier". Dort bereiten sie Nusspüree mit Dill, kurz NPD, zu und setzen Ernst-Röhm-Töpfe an.
Mit der deutschesten aller Zeitungen hat sich der gebürtige Türke Serdar Somuncu auseinandergesetzt. Am 28. Oktober wartet er mit seinem Verriss zu dem auf, was in der Bild zu lesen ist. Django Asül ist der bayerische Türke. Bei "Fragil", haut er am 1. November alles in Scherben, was den deutschen Alltag prägt.