Monheims CDU steht auf

Bei der Nominierung der Kandidaten für den Rat hat der Ortsverband Mitte das Tabu gebrochen. Er fordert nun die offene Diskussion über den Bürgermeisterkandidaten.

Monheim. "Nachher gewinnt noch die SPD mit Ursula Schlößer", murmelt ein CDU-Mitglied. Es ist Dienstagabend. Der Ortsverband Monheim-Mitte tagt. Und was im Rahmen demokratischer Regeln eine ganz normale Möglichkeit ist, nämlich der SPD-Sieg, lässt die Union erstarren. Aber nicht, weil sie die Genossen so fürchtet.

Die CDU ist entsetzt von der eigenen Lähmung, die dem Gegner wohl den Sieg bescheren könnte. Wer wird Bürgermeisterkandidat der CDU? Die Frage bleibt unbeantwortet. Thomas Dünchheim hüllt sich weiter in Schweigen. Die Zeit rennt davon. Doch an diesem Abend auf der Versammlung des Ortsverbands kommt die Wende: Manfred Tydecks stellt den entscheidenden Antrag: Offene Diskussion über die Bürgermeisterkandidatur.

"Wenn Thomas Dünchheim nicht bis zum 21.November mitteilt, ob er wieder kandidiert, dann müssen wir so schnell wie möglich einen eigenen Kandidaten aufbauen, um Schaden von der CDU abzuwenden." Das sagt Manfred Tydecks - und keiner widerspricht an diesem Abend.

Im Gegenteil: Viele sind erleichtert. Endlich ist es gesagt. Marion Prondzinsky lächelt. Die Vorsitzende der Monheimer CDU weiß genau, dass nun der Zug in Fahrt kommt, der vielleicht sogar sie, die 40-jährige Juristin und Diplom-Verwaltungswirtin, ins Bürgermeisteramt bringen kann. Und nicht nur der Monheimer Ortsverband traut es ihr zu. Die FDP hat längst Rückendeckung signalisiert.

Szenenwechsel - Baumberg, ebenfalls Dienstagabend: Parallel tagt der dortige Ortsverband. Zwei Stadtteile, zwei Gesichter. Die Bürgermeisterkandidatur ist kein Thema, zumindest offiziell. Schon nach etwa einer Stunde sind die Ratskandidaten offensichtlich harmonisch nominiert. Gerade einmal 19 der über 100Baumberger Mitglieder sind gekommen.

Aber in Monheim sind es auch nicht mehr als 22 - doch mit bahnbrechendem Ruck. Im Bürgerhaus keine Spur davon. Stadtverbandsvorsitzender Markus Gronauer kann zufrieden sein. Alles bleibt ruhig. Dann ist die Versammlung beendet - und vor der Tür geht es los. "Der Bürgermeister führt uns vor. Will er seiner eigenen Partei schaden?" Von "unredlichem Verhalten" wird gesprochen. Niemand will namentlich genannt werden. Von dem Monheimer Vorstoß wissen die Baumberger noch nichts.

Was für ein Szenario: Amtsinhaber Thomas Dünchheim sagt, dass er erst im Januar bekannt gibt, ob er noch einmal antritt. Und rein rechtlich habe er sogar Zeit bis April. Hinter den Kulissen freilich hat er führenden CDU-Leuten bereits mehrere mögliche Nachfolger präsentiert. Monheimer Wurzeln sind bei keinem vorhanden.

Durch den Antrag der CDU Mitte kommt es nun zum offenen Schlagabtausch. Denn der Vorstoß setzt Stadtverbandsvorsitzenden Gronauer unter Druck. Das Thema kann auch er nicht länger unterdrücken. Am 21.November ist Mitgliederversammlung. Setzt Gronauer die Bürgermeisterkandidatur nicht auf die Tagesordnung, geht es so richtig zur Sache. Denn dann muss er sich die Frage gefallen lassen: Handelt er noch im Sinne der Partei?

Die Entscheidung darüber, wer für die Union ins Rennen um das höchste Amt der Stadt geht, wird nun offensichtlich schon bald gefällt. Und das wird auch höchste Zeit. Und die Hochphase der Strippenzieherei hinter den Kulissen ist dann - erst einmal - vorbei.