Erkrath: Bühnenreife Tiergeschichten

Theater: Zwölf Gruppen präsentierten ihre Stücke beim Laienfestival.

Erkrath. Eine Socke ist ein Kleidungsstück, das die Füße warm hält. Eine Socke kann aber auch viel mehr sein als das. Sieben Senioren unter der Regie von Evelyn Arndt haben mit Kreativität und viel Liebe zum Detail den Kleidungsstücken tierisches Leben eingehaucht. Das Sockentheater besucht regelmäßig Kitas und Grundschulen mit dem Ziel der Sprachförderung. Am Samstagnachmittag war es der Auftakt zum dritten Erkrather Laientheater-Festival auf Pose-Marré.

Entsprechend der Bezeichnung als Familientag war von der Großmutter bis zum Kleinkind jede Altersgruppe im Publikum vertreten. Die staunenden Gesichter hatten sie alle gemeinsam, während sie "die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte" verfolgten.

Mit grollender Stimme und etwas voreilig behauptete der Löwe, er brauche das Schreiben und Lesen schließlich auch nicht. Als er sich in die schöne Löwin verliebt, wird er schnell eines Besseren belehrt: Weder der Affe, das Nilpferd, der Geier oder der Mistkäfer können ihm helfen, einen Brief an seine Freundin zu schreiben. Denn welcher Löwe will schon Bananen essen, nach Algen tauchen oder Mistkugeln rollen?

Das Festival stieß auf großes Interesse: Bereits zur zweiten Aufführung am Samstag war nur mit Mühe noch ein freier Sitzplatz zu ergattern. Die alte Fabrikhalle war mit schwarzen Vorhängen und alten Kinosesseln in ein charmantes Theater verwandelt worden - diese Atmosphäre ließ sich auch im Stehen genießen.

"Das ist total klasse, wenn Jung und Alt zusammen Theater machen", fand Jugendreferent Werner Meier. "Wir haben so viele Interessierte gefunden - und das, obwohl wir das alle ehrenamtlich neben unserem Beruf machen", fügte Monika Thöne von der Caritas hinzu. Gemeinsam hatten sie das Festival ins Leben gerufen und konnten dem Publikum am Wochenende zwölf Gruppen präsentieren.

Mit einem besonderen Programmpunkt begann auch der Sonntag auf Pose-Marré: 30 summende, brummende und schnaubende Menschen standen in der Halle. Scheinbar willkürlich aneinander gereihte Silben, wilde Grimassen, ein sakral anmutendes "Mmm" und ein "Aaa", das jeden HNO-Arzt glücklich machen würde - das war keine Versammlung eines fremden Naturvolkes, das war Harald Panzers Stimmworkshop. "Viele Leute trauen sich nicht, laut zu sprechen. Oder es fehlt einfach die Technik", erklärte der Düsseldorfer Theaterpädagoge. Also wurde der Körper vom Ohr bis zum Fuß gelockert und gestreckt - "das Instrument stimmen", so Panzer.

Mit konzentrierten Gesichtern wurden imaginäre Tischtennisbälle von der Handfläche gepustet und an Blumen geschnuppert - Atemübungen, die ein anstrengungsfreies, lautes Sprechen ermöglichen. "Das war mitreißend. Ich fühle mich im ganzen Körper gelockert und entspannt, aber trotzdem belebt", fand Teilnehmerin Silvi Ostermann aus Erkrath. "Das ganze Festival gefällt mir absolut gut. Ich bleibe bis zum Ende!"