Haan: Rollstuhlfahrer kommen ohne Hilfe nicht ins Hallenbad

Bericht: Ralf Wetzel machte im Sozialausschuss auf die Probleme aufmerksam, mit denen Menschen mit Behinderung in Haan zu kämpfen haben.

Haan. Seit einem Jahr ist Ralf Wetzel Behindertenbeauftragter in Haan. Im Sozialausschuss hat er jetzt eine Bilanz seiner bisherigen Tätigkeit gezogen. "Ich sehe mich aber nicht als Anwalt Behinderter, wie immer wieder gesagt wird, sondern als Vermittler", betonte er zu Beginn.

In dieser Eigenschaft wies er im Ausschuss auch auf einige Mängel in der Gartenstadt hin, die Menschen mit Behinderungen das Leben doppelt schwer machen würden. Dazu zählen vor allem Schwierigkeiten mit Behindertenparkplätzen und der Zugang zum Hallenbad, der für Menschen im Rollstuhl unmöglich ist.

"Man muss sehr komplizierte Auflagen erfüllen, um einen Parkausweis für Behindertenplätze zu bekommen", sagte Ralf Wetzel, der selbst im Rollstuhl sitzt und seit seiner Geburt behindert ist. "Warum erweitert man diese Ausnahmegenehmigungen nicht auch auf Personen mit schwerer Gehbehinderung und Senioren?", regte er an. Die Behindertenparkplätze würden ohnehin oft von Falschfahrern belegt - "vor allen Dingen vor der Stadtsparkasse".

"Aber eine Mutter mit einem behinderten Kind darf dort auch nicht parken", gab der 52-Jährige zu bedenken. Die Vorgaben sollten seiner Meinung und Erfahrung nach überarbeitet und neu geregelt werden.

Ein Ärgernis sieht Ralf Wetzel auch im Zugang zum Hallenbad. "Da holen die Stadt die Bausünden der Vergangenheit ein. Rollstuhlfahrer können die lange Treppe ebenso wenig nutzen wie Leute mit Kinderwagen", so Wetzel. Bei Bürgersteigen habe man dagegen im Laufe der Zeit dazu gelernt und achte immer mehr auf Absenkungen.

"Problematisch ist für Behinderte auch die Verlegung des Versorgungsamtes nach Mettmann", kritisierte Wetzel. "Ich schlage vor, dass man in Haan Sprechstunden des Amtes einrichtet." So könnten auch die 1800 Menschen mit Handicap zum Beispiel etwa Rentenfragen vor Ort klären. Außerdem will sich der studierte EDV-Fachmann und Betriebswirt auch für Kabinen-Aufzüge am Gruitener Bahnhof einsetzen und einen Behinderten-Führer für die Stadt erstellen.

Der Ausschuss griff die Anregungen des Behindertenbeauftragten dankend auf und sprach sich dafür aus, dass Wetzel in kürzeren Abständen eingeladen werden und Bericht erstatten solle.

Einladen will der Sozialausschuss außerdem zu einer der nächsten Sitzungen einen Vertreter der Haaner "Tafel", da im Zuge der Beratungen bekannt wurde, dass Behinderte oft auch diese nicht nutzen können, weil es keinen Fahrdienst gibt. Wetzel dankte in dem Zusammenhang der Feuerwehr für deren unbürokratischen Einsatz: Sie hatte einer Rollstuhlfahrerin geholfen, in den dritten Stock eines Hauses zu kommen, um dort an einer Feier teilzunehmen.