Erkrath: Das politische Mittagessen
Die Idee, in Alt-Erkrath den Mensabau mit einer neuen Turnhalle zu kombinieren, sorgt für Wirbel.
Erkrath. Nie war unklarer, wo Schüler des Gymnasiums und der Realschule Alt-Erkrath ab 2011 mittags essen, als zurzeit. Das war nicht immer so. Eigentlich schien geregelt, dass neben dem Schulgebäude an der Heinrichstraße eine Mensa für 400 Schüler gebaut wird. Verlässlich war auch, dass die Baukosten mit 200000Euro vom Land bezuschusst werden. Das alles gilt nicht mehr.
Dann nämlich kamen Lehrer und Eltern des Gymnasiums auf die Idee, die kleine Turnhalle neben dem Gymnasium in eine Mensa umzubauen und eine neue Turnhalle daneben zu setzen. Der Grundgedanke: Die abgenutzte Sporthalle wird ersetzt, und die Schüler erhalten trotzdem ihre Mensa.
Mit dieser Idee ging Schulleiter Hans Gruttmann allerdings nicht etwa zum Schulamt, sondern kontaktierte den Verein "erkrath initial". Der hat sich die Förderung von Bildungsprojekten zum Ziel gesetzt. "Als die Schule damit an uns herangetreten ist, wollten wir uns engagieren", sagt Georg Heinen, der Vorsitzende von "erkrath initial".
Erstmals publik wurde die Idee der neuen Turnhalle jedoch ausgerechnet auf der SPD-Veranstaltung, auf der Heinen und Unternehmerkollege Hasso von Blücher ihre Unterstützung von Bürgermeisterkandidat Detlef Ehlert verkündeten. Von da an schien das Projekt "Turnhallenneubau" eine Idee der Sozialdemokraten zu sein. Die Verwaltung wurde auch da noch nicht informiert.
Das holte Gruttmann auf der Ratssitzung am Mittwoch nach, als er die Bürgerfragestunde nutzte, seinen Immobilienwunsch zu artikulieren. Die Genossen nickten wissend, die anderen schauten irritiert.
Auch wenn alle Fraktionen anschließend eifrig betonten, "den Gedanken so wichtig so finden, dass er in Ruhe geprüft werden muss", rumort es. Denn "Ruhe" ist genau das, was fehlt. Die Zeit verrinnt. Die 200000Euro Zuschuss wurden zwar von der Bezirksregierung genehmigt - allerdings für das Modell Mensa - und nicht für einen Turnhallenneubau.
"Wir müssen jetzt zunächst prüfen, ob wir die Gelder umschichten können", sagte am Donnerstag Bürgermeister Arno Werner. Außerdem muss die Mensa bis Ende 2010 gebaut sein. Wenn nicht, gibt’s kein Geld.
Sollte die Bezirksregierung Erkraths Sinneswandel zustimmen, ist bleibt unklar, wer die rund 1,5 Millionen Euro für die neue Turnhalle bezahlt.
Dem Eindruck, "erkrath initial" trage sich mit dem Gedanken ans großzügige Sponsorentum, erteilte Georg Heinen am Donnerstag nämlich eine klare Absage: "Wir können natürlich kein Geld locker machen." Er denke statt dessen an Sponsoring-Modelle, über die ein Teil der Baukosten gesammelt wird.
Sportamtsleiter Ulrich Schwab-Bachmann denkt auch an die Sportler: "Die kleine Turnhalle wird täglich bis 22 Uhr genutzt." Ein Neubau stelle Turner, Basketball-, Volleyball- und Rollhockeyspieler daher vor Probleme. Sie hätten für unbestimmte Zeit keine Trainingsstätte.
"Außerdem ist die Turnhalle nicht baufällig", ergänzt der Bürgermeister. Wie es in Vorwahl-Zeiten angesagt ist, betont Werner zwar, "sich mit Projekten beschäftigen zu wollen, wenn sich Bürger eingemischt haben", stellt aber auch klar, dass er Probleme damit hätte, auf den Landeszuschuss zu verzichten, damit Alt-Erkrath eine neue Turnhalle erhält.