Erkrath: Hauptschüler besser als ihr Ruf

101 Schüler der beiden Hauptschulen werden entlassen – einige sogar direkt aufs Gymnasium. Probleme bleiben jedoch.

Erkrath. "Wir erobern die Welt", ist das Motto der 57 Schüler der Albert-Schweitzer-Hauptschule, die gestern ihren Abschluss feierten. Schulleiter Gerhard Barthel sieht das Motto zwiespältig: "Ja, glaubt Ihr denn wirklich, man wartet dort auf ein Häuflein Hauptschüler, das sich anschickt, diese Welt sich untertan zu machen?", sagte er in seiner Rede bei der Abschlussfeier.

Gleichwohl ist der Pädagoge der Meinung, dass die Abgänger, "die in der Öffentlichkeit nicht sehr geschätzt" sind, Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. "Die Jobs, die diese Schüler ausüben werden, brauchen wir! Das sind unersetzbare Berufe", sagte Barthel im Gespräch mit der WZ.

Hauptschüler würden unterschätzt. "Diese Gesellschaft braucht Leute, die Autos reparieren, die bei Aldi an der Kasse sitzen. Welcher Schüler mit mittlerer Reife würde das tun?" Von den 57 haben 19 Schüler die Mittlere Reife geschafft. 15 haben eine Lehrstelle gefunden, acht haben die Berechtigung erworben, aufs Gymnasium zu wechseln. "Das ist eine beachtliche Leistung", so Barthel.

Die Carl-Fuhlrott-Hauptschule aus Hochdahl feiert heute Abend den Abschluss von 44Schülern der zehnten Klassen. Laut Direktorin Karin Malzkorn gehen die 44 anschließend ganz unterschiedliche Wege.

"Ausbildungsplätze und das Berufskolleg zur Weiterqualifizierung sind jetzt entscheidend für die Schüler", meint sie. "Zwei Schüler wollen sich an der Gesamtschule anmelden und streben damit das Abitur an." Drei seien noch unentschlossen, was sie mit ihrem Hauptschulabschluss machen wollen. Der Wechsel aufs Gymnasium ist auch für sie möglich.

"Die Gewinner sind aber die mit der Ausbildungsstelle", meint die Direktorin. "Weiterqualifizierung ist keine Garantie auf unserem Arbeitsmarkt. Das Berufskolleg ist zwar ein Sprungbrett, aber wenn man eine Lehrstelle bekommen kann, sollte man sie als Hauptschüler annehmen", rät sie. Wie viele bereits einen Ausbildungsplatz haben, weiß sie allerdings nicht.