Familienzentrum: Ein „Rucksack“ gegen die Sprachlosigkeit

Neues Sprachförderprogramm im Kindergarten Sandheide.

<strong>Hochdahl. Sieben Kinder aus Polen, Russland und der Türkei haben bislang kein Wort verstanden, wenn ihre Erzieherin Theresia Pöter in der Kindertagesstätte Sandheide mit ihnen gesprochen hat. Mit dem Sprachförderprogramm "Rucksack", das dort seit einem halben Jahr im Evangelischen Familienzentrum angeboten wird, soll das anders werden. Das Besondere an "Rucksack" ist die intensive Einbeziehung der Familien und des alltäglichen Umfeldes. Einmal in der Woche treffen sich die sieben Mütter für anderthalb Stunden und werden von einer Elternbegleiterin - Erzieherin Bettina Partzsch - auf Deutsch angeleitet. Die Aufgaben, die die Frauen dabei zusammen durchgehen, bearbeiten die Mütter dann zu Hause mit ihren Kindern in ihrer jeweiligen Muttersprache. Denn "das Beherrschen der Muttersprache ist die Voraussetzung für das Erlernen einer Zweitsprache", erklärt Heidrun Petzke, die Koordinatorin des Projektes. Die drei- bis fünfjährigen Kinder sind in ihrer Sprachentwicklung unterschiedlich weit und wurden von den Erzieherinnen für das Projekt vorgeschlagen. Während des letzten halben Jahres haben laut Anette Brocker, Leiterin der Kindertagesstätte, alle sieben schon erstaunliche Fortschritte in Ausdruck und Sprachmotivation gemacht. Bei dem Sprachstandstest "Delphin" für alle vierjährigen Kinder haben sie gut abgeschnitten. "Sie kommen morgens immer ganz stolz mit ihren Rucksäcken und wollen mir ihre Hausaufgaben zeigen", sagt Pöter.

Das Projekt "Rucksack" hilft aber nicht nur den Kleinen. "Das ist eine Sache, die an so vielen Stellen gut und hilfreich ist - für die ganze Familie", sagt Anette Brocker. Auch die Sprachkompetenz der Eltern werde gestärkt - was wiederum der Sozialisation zugute kommt. "Die Mütter wollen gerne lernen, das stärkt ihr Selbstbewusstsein", weiß Theresia Pöter. "Früher haben sie nur schnell ihre Kinder abgeholt, heute stehen sie mit anderen Müttern zusammen und beraten sich in Erziehungsfragen."

Noch knapp drei Monate wird das Projekt "Rucksack" laufen. Eine Fortführung ist fest eingeplant.