Flach und ohne Fische: Ein großer Teich für den Artenschutz

Gestern wurden Arbeiten für den neuen großen Teich entscheidend vorangebracht. Bedrohte Kröten sollen dort neuen Lebensraum finden.

Gruiten. Ausgerechnet gestern Morgen ist ein kapitaler Regenschauer über Haan und Gruiten niedergegangen. Klitschnass wurden die Frauen und Männer, die sich um 9 Uhr in der Grube 7 getroffen haben, um die Arbeiten für den zehnten Teich in dem ehemaligen Steinbruch entscheidend voranzubringen.

Die vom aussterben bedrohte Geburtshelfer- und Kreuzkröte soll das neue Gewässer anlocken - Artenschutz vor der Haustür. "Die Geburtshelferkröte hat keine natürlichen Lebensräume mehr", sagt Landschaftswächter Volker Hasenfuß. "Biotope vor Ort zu schaffen ist das wichtigste im Naturschutz", ergänzt er. "Wir praktizieren hier praktischen Naturschutz."

Während Bundeskanzlerin Angela Merkel im Rahmen der Artenschutzkonferenz Millionen Euro zur Rettung des Regenwaldes zugesichert hat, reichen in der Grube 20 000 Euro aus, um immer seltener werdenden Amphibien neuen Lebensraum zu verschaffen.

Das Geld kommt von der Firma Rheinkalk, die die Grube 7 einst gepachtet hatte, um für die so genannte Infiltration Wasser in die Grube zu leiten, um den Grundwasserspiegel zu heben. "Das ist heute nicht mehr nötig", sagt Uwe Stichling.

Der Diplom-Ingenieur ist bei Rheinkalk für Umweltschutz und Genehmigungen zuständig. Denn als die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (Agnu) mit dem Anliegen auf ihn zukam, einen großen flachen Teich für Lurche anlegen zu wollen, sicherte Rheinkalk Unterstützung zu. Und die gab es gestern nicht nur in Form von Teichfolie, Vlies und einem Radlader. Auch zehn Ausbildende des Berufsbildungszentrums Wülfrath waren zum Arbeitseinsatz nach Gruiten gekommen.

Starke Hände waren gefragt, als es galt, die 1600 Quadratmeter große und 1,6 Tonnen schwere Teichfolie in Position zu schütteln. "Das ging total schnell", staunte Ulrike Friebe, einer der Helferinnen. Denn das sonst so mühevolle Verlegen der schwarzen Folie ließ sich mit Hilfe von technischem Gerät und dem Anpacken der Männer zügig erledigen.

Bevor Regenwasser den Teich befüllt, wird noch einmal Vlies ausgelegt, das mit Kies bedeckt wird. "Das Vlies ist sowohl mechanischer als auch UV-Schutz", erläutert Hasenfuß. Denn weder die kleinen Steinchen noch das Sonnenlicht sollen den Kunststoff beschädigen. "Zwischen dem Kies bilden sich ganz feine Algen, die den Kaulquappen der Kröten als Nahrung diesen", sagt der Naturschützer.

Und damit die kleinen Quappe eine Überlebenschance haben, kommen keine Fische in den Teich. An der tiefsten Stelle ist er einen Meter, am anderen Ende zehn bis 20 Zentimeter tief. "Dort kann der Nachwuchs der Geburtshelferkröte überwintern", sagt der Landschaftswächer. Sie sei die einzige Krötenart, deren Kaulquappen auch überwintern können.