Haan: 91 Pflegeplätze für Haan

Das Unternehmen Stella Vitalis will an der Bahnhofstraße ein Pflegeheim betreiben. Die Politiker im Sozialausschuss sind skeptisch.

Haan. Im Friedensheim stehen 226 Plätze für alte und pflegebedürftige Menschen zur Verfügung. Zu wenig, um den statistischen Anspruch an vollstationäre Pflegeplätze zu erfüllen. Geht man schlicht nach den Zahlen, hat Haan zu wenig Plätze. Genauer gesagt fehlen 48.

Grundlage für diese Berechnung ist die Statistik, die davon ausgeht, dass 20 Prozent der Menschen, die älter als 80 Jahre alt sind, einen Pflegeplatz benötigen. In Haan sind 1343 Frauen und Männer (Stand: 31. Oktober 2007) älter als 80 Jahre. 269 von ihnen benötigen - immer noch rein statistisch gesehen - einen Platz im Seniorenheim. 226 Plätze stehen aber nur zur Verfügung.

Diese Defizit in Haan hat die seit drei Jahren existierende Unternehmensgruppe Stella Vitalis aus Dinslaken aufhorchen lassen. Sie möchte weitere 91 vollstationäre Pflegeplätze an der Bahnhofstraße anbieten - obwohl es im Kreis Mettmann insgesamt ein Überangebot an Plätzen gibt.

Das schert Stella-Vitalis-Gecshäftsführer Uwe Kasimier nicht. Er hat sich vom Kreis Mettmann sogar eine Sondergenehmigung geben lassen, um die im Landespflegegesetz vorgegebene Obergrenze von 80 Plätzen um elf weitere überschreiten zu dürfen. Seinen Berechnungen fehlen in Haan sogar 140 Plätze - er hat den Bedarf anhand über 65-Jährigen ermittelt, von den 4,9 Prozent - wieder laut Statistik- einen vollstationären Pflegeplatz benötigen.

Überhaupt bewertet er sein geplantes Engagement in Haan nicht als Konkurrenz. "Wenn nicht genügend Plätze da sind, dann sind wir keine Konkurrenten. Wir gehen nur dahin, wo Lücken sind."

Gut anderthalb Stunden versuchte der geschäftsführende Gesellschafter die Mitglieder des Sozialausschuss von seinem Projekt zu überzeugen. Er pries die 88Einzel- und drei Doppelzimmer, den Hotelcharakter der Einrichtung mit frischen Farben und bodentiefen Fenstern, das auch für Besucher von außen offene Restaurant, die eigene Wäscherei und die 40 bis 50 entstehenden Vollzeitstellen, die gerne mit Menschen aus Haan und Umgebung besetzt würden, an.

Kritische Fragen stellten ihm die Politiker trotzdem. Sie hinterfragten den Standort des Pflegeheims an der viel befahrenen Bahnhofstraße, die Zahl der Stellplätze und die künftige Personalsituation, wenn das Haus nicht ausgelastet ist.

Kasimier verteidigte den Standort. "Das heißt nicht, dass es nicht bessere Grundstücke gibt. Aus meiner Sicht ist der Standort aber geeignet." Sein Unternehmen gehe gerne in Wohngebiete, hole die Leute da ab, so sie herkommen und bleiben wollen. Mit den zwölf geplanten Stellplätzen entspreche man den gesetzlichen Vorgaben.

Ob die 16 vorgesehenen Plätze für an Demenz Erkrankte ausreichen werden, weiß Kasimier nicht. "Diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich weiß nicht, wie groß die Nachfrage am Tag der Eröffnung sein wird."

Beim Thema Personal versicherte Kasimier, genügend Mitarbeiter auch in schlechten Zeiten vorzuhalten, sagte, dass 60 Prozent davon Fachkräfte seien und dass in seinen Häusern 400-Euro-Kräfte die absolute Ausnahme seien.

Ob Kasimier die Mehrheit der Politiker überzeugen konnte, ließen sie sich nicht anmerken. Sie meldeten aber noch Beratungsbedarf unter Ausschluss der Öffentlichkeit an.

Übrigens: Die für den Bau des Pflegeheims notwendige Bebauungsplanänderung haben die Mitglieder des Planungs- und Verkehrsausschuss bereits zugestimmt.