Haan: Der Trend geht zum Rasengrab

Weil die Nachfrage nach Familiengrabstätten sinkt, hebt die Stadt die Friedhofsgebühren an, trotz sinkender Kosten. Ein neues Konzept muss her.

Haan. Die Zahl der klassischen Erdbestattungen geht kontinuierlich zurück. Immer weniger Menschen lassen sich im Sarg beerdigen, weil sie die Pflege des Grabes ihren Angehörigen nicht zumuten wollen. "Die Leute sehen sich zunehmend als Entsorgungsfall", sagt Bauverwaltungsamtsleiter Bernd Duske. Er formuliert es drastisch, aber er weiß wovon er spricht. Schließlich ist seine Abteilung auch für das städtische Friedhofswesen zuständig.

"Obwohl wir die Kosten insgesamt senken konnten, müssen wir die Gebühren anheben", sagt Duske. "Und das ist seit Jahrzehnten der Fall. Die Gebühren kennen nur eine Richtung." Die Kosten für den Friedhofsgärtner, die Pflege der Büsche, Bäume und Wege, der Müllentsorgung und die Verwaltung müssen gedeckt werden.

Das Problem: Die einträglichen Erdbestattungen werden immer weniger. "Früher hatten wir 40 bis 50 Bestattungen in neuen Doppelgräbern im Jahr", sagt Duske. Im vergangenen Jahr waren es gerademal 15.

Die Gründe: "Oft sind keine Angehörigen mehr da, die das Grab pflegen können", sagt Duske. "Die Kinder wohnen weit weg oder der Ehepartner fühlt sich nicht mehr fit genug, das Grab in Ordnung zu halten." Da falle die Wahl dann zum Beispiel auf ein Rasenfamiliengrab. "Dort wird man auch im Sarg beerdigt, aber wir sorgen für den Raseneinsatz und eine Platte mit Name und Inschrift."

Wer sich verbrennen lässt, kann zwischen einem Urnengrab oder einem anonymen Feld wählen - die preiswertesten Varianten. "Aber davon kann ich einen Friedhofsgärtner, der 70 000 Euro im Jahr kostet, nicht bezahlen", sagt Duske.

Er regt an, das Haaner Bestattungswesen auf den beiden städtischen Friedhöfen grundlegend zu überdenken. Er blickt nach Hilden, wo kürzlich vom Haupt- und Finanzausschuss beschlossen wurde (die endgültige Abstimmung im Hildener Stadtrat steht noch aus), einen so genannten Friedwald anzulegen. "Dort wird ein Feld mit Bäumen angelegt, unter denen die Asche der Verstorbenen beigesetzt wird. Die Natur die Pflege", sagt Duske.

In Haan gibt es so ein Angebot noch nicht. "Aber man kann das überlegen", regt Duske kann. "Bis jetzt bieten wir vor allem immer teurer werdende Erdbestattungen zu an. Ein Produkt, das der Kunde nicht mehr haben will."

Duske könnte sich vorstellen, dass die Stadt zum Beispiel Bestattungen im Friedwald anbietet, während die katholischen Kirchengemeinde, die diese Form der Baumbestattung ablehnt, weiterhin Erdbestattungen anbietet. "Das ist aber nur eine Überlegung, das ist noch mit keinem abgesprochen", sagt Duske.

"Und es ist natürlich eine politische Entscheidung, sagt der Bauverwaltungsamtsleiter. "Schließlich geht mit dem Rückgang der Erdbestattungen auch ein Teil unserer Kultur verloren", sagt er. Die Friedhöfe mit den Grabsteinen, die ja teilweise richtige Monumente seien, würden verschwinden. Duske: "Man kann das so hinnehmen oder aber man entscheidet sich dafür, diese Firm der Bestattung zu erhalten und subventioniert sie aus Steuergeldern."