Haan: Eine Stelle für den Kinderschutz
Um Vorsorge leisten zu können, müsste die Jugendhilfe personell verstärkt werden.
Haan. Präventiver Kinderschutz kostet Geld. Deshalb fordern Jugendamt, Jugendhilfeausschuss und alle mit dem Thema befassten Vereine und Verbände die Einrichtung einer Stelle, die in der städtischen Verwaltung im Bereich Jugendhilfe angesiedelt werden soll.
Bei der Fachtagung "Präventiver Kinderschutz" fiel am Montag der offizielle Startschuss für eine Initiative, die unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Knut vom Bovert die Gründung eines Netzwerkes zum Ziel hat.
"Wir wollen nicht erst aktiv werden, wenn das Kind im sprichwörtlichen Sinne in den Brunnen gefallen ist", sagte der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Jochen Sack (GAL). In dem politischen Gremium wird das Problem schon seit längerem diskutiert, und der Ausschussvorsitzende weiß, dass es ohne die Finanzierung einer zusätzlichen Personalstelle schwer werden wird, das Engagement der Beteiligten in Sachen Kinderschutz zu koordinieren. "Ansonsten müssen wir weiter wie bisher improvisieren, und das Ganze findet auf dem Rücken einiger engagierter Mitarbeiter statt", sprach Jochen Sack bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Fachtagung unüberhörbar Klartext. Das Problem sei zu brisant, um ausgerechnet dort über Einsparungen nachzudenken.
"Wir leben in Haan keineswegs in einer heilen Welt", sagte auch Jugendamtsleiterin Elke Fischer. Allein 30 Heimunterbringungen verwaltet sie zurzeit von ihrem Schreibtisch aus. Hinzu kommen etliche Kinder und deren Eltern, die über die Familienhilfe begleitet werden.
Was die Initiative "Präventiver Kinderschutz" jetzt plant, geht allerdings weit über diese bereits bestehenden Angebote hinaus. Oder besser: Das Hilfesystem soll greifen, bevor in den Familien gravierende Probleme entstehen. Aber so, dass Eltern nicht fürchten müssen, plötzlich zum Teil eines Prozesses zu werden, an dessen Ende die Heimeinweisung des Kindes steht. "Die Eltern steuern natürlich nicht bewusst in eine solche Katastrophe, sondern so etwas entwickelt sich allmählich. Wir wollen, dass die Kinder in der Familie bleiben können. Deshalb geht es vor allem um eines: Mütter und Väter, die in Schwierigkeiten sind, bei der Erziehung zu unterstützen", sagte die Leiterin des Jugendamtes.
Als erste konkrete Maßnahme ist die Einführung eines Babybegrüßungspaketes geplant. Nachdem es damit in den Nachbarstädten bereits gute Erfahrungen gibt, sollen auch in Haan Eltern von Neugeborenen besucht und mit allerlei Nützlichem fürs Baby versorgt werden. Dazu soll auch eine Mappe mit Informationen über Angebote und Hilfen gehören.
"Dabei kann es natülich sein, dass man auf Lebensumstände trifft, die sofortigen Handlungsbedarf signalisieren", sagte Jochen Sack. Die Regel werde das allerdings nicht sein: "Es geht um Angebote, nicht um Kontrolle. Wir wollen Vertrauen schaffen und nicht die Eltern stigmatisieren." Als nächsten Schritt kann sich der Vorsitzende des JHA die Einstellung von Schulpsychologen, vor allem an den weiterführenden Schulen, vorstellen. Jugendamtsleiterin Elke Fischer: "In diesem Alter reicht es nicht aus, die Eltern ins Boot zu holen. Dort müssen die Jugendlichen direkt angesprochen werden und eine vertrauensvolle Anlaufstelle für ihre Sorgen und Nöte haben."