Haan: Kirmes baut nicht alle auf

Jahrmarkt: Die Schausteller sind mit der vorgezogenen Sperrung der Kaiserstraße mehr als zufrieden. Einige Einzelhändler erfreut das nicht.

Haan. Am "Magic House" auf dem Neuen Markt/Ecke Dieker Straße werden die letzten Leisten mit den bunten Glühbirnen montiert. Ein paar Meter weiter erkunden Kinder den "Phoenix". Noch ist das exklusive Fahrgeschäft nicht in Betrieb - die Jungen nehmen trotzdem schon einmal auf den vor und zurück schaukelnden Sitzen Platz.

Und während auf dem oberen Neuen Markt das Riesenrad in die Höhe wächst, werden auf der Kaiserstraße die Wagen rangiert und die Buden in Position gebracht. Der Countdown läuft. In gut 48 Stunden wird die Haaner Kirmes eröffnet. Und bis dahin bleibt noch viel zu tun.

"Die Mannschaft der Verwaltung hat einen Orden verdient", sagt Heinz Fellerhoff. Mit Theodor Hardt, Karl-Heinz Bauer und anderen Schaustellern steht er ganz entspannt mitten auf der Kaiserstraße. Die Sonne scheint den Männern ins Gesicht. "Wir Schausteller haben jetzt bedeutend mehr Ruhe. Die Hektik ist raus", sagt Fellerhoff. Seine Kollegen stimmen ihm nickend zu.

Das städtische Ordnungsamt, zuständig für den Kirmesauf- und abbau, hat in diesem Jahr eine entscheidende Änderung eingeführt und die Kaiserstraße bereits am Mittwochabend für den Autoverkehr gesperrt. Die Folge: Nachtruhe für die Anwohner, Sicherheit für die Schausteller beim Aufbau der Fahrgeschäfte, Spielbetriebe und Imbissbuden.

Doch was die Schausteller freut, betrübt die Haaner Einzelhändler. Während einige ihre Geschäfte wegen Urlaubs bereits geschlossen haben, sind andere über die jetzt fünf Tage dauernde Sperrung der Hauptverkehrsstraße alles andere als glücklich.

"Für mich ist die Kirmes ein riesiger finanzieller Verlust", sagt Marco Wolter, Inhaber des Weinkontors. "Mir fehlt die Laufkundschaft. Jetzt kommt nur noch eine Handvoll Kunden." Auf rund 2000 Euro schätzt er das jährliche Minus, das er durch den Jahrmarkt verbuchen muss. "Und jetzt habe ich noch einen Tag länger Umsatzverlust."

Auch Christina Veller, die als Inhaberin von "Alles Liebe" Geschenkartikel verkauft, kann der Kirmes als Einzelhändlerin wenig Gutes abgewinnen. "Die Laufkundschaft fehlt", beklagt auch sie. "Und viele andere Kunden haben ihre Einkäufe bereits erledigt und bleiben jetzt zu Hause oder fahren weg."

"Die Kunden kommen nicht", wird auch im Modehaus Allekotte gegen das Volksfest gewettert.

Renate Wesche ist aus Solingen nach Haan gekommen, um bei "Zitti Mode" einzukaufen. Für die Kritik der Geschäftleute hat sie Verständnis. "Für die ist das ja ein Elend", sagt sie. "Und die Kunden wissen ja gar nicht, wo sie parken sollen." Jutta Nowak, Inhaberin des Modegeschäfts, hält sich dagegen zurück. "Für die Einzelhändler ist das schon doof, aber die Kirmes ist für Haan ein Großereignis."

Gar kein Problem mit der Kirmes hat Karl Hugo ("Hü") Struck. "Es ist doch sowieso so ruhig in letzter Zeit", sagt der Inhaber des Liefering Eisenwarenhandels lakonisch. Für das Haaner Urgestein ist die Kirmes kein Problem. "Die Schausteller sollen Zeit genug zum Aufbau haben", sagt er. Und: "Man wird doch auch gesehen." Er zeigt auf jeden Fall Verständnis für die Kirmesleute. "Auch wenn das Schelte gibt."