Erkrath: Das Sorgenkind Kita Gretenberg

In der Sandheide hinken ausländische Kinder der Entwicklung hinterher.

Erkrath. Es war eine alarmierende Zahl, die Maike Reiss vom Kreisgesundheitsamt den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses präsentierte: 60 Prozent der Mädchen und Jungen in der Kindertagesstätte Gretenberg entsprechen in ihrem Entwicklungsstand nicht dem eines altersgerechten Kindes und haben obendrein noch Sprachprobleme.

"Natürlich ist das kein beruhigendes Ergebnis", meint Jugendamtsleiter Uwe Krüger. "Aber überraschend kommt es nicht." Das Umfeld im Ortsteil Sandheide und die sozialen Strukturen - all das sei bekannt und "ist das Schwierigste, was wir in Erkrath haben". So stammen 92 Prozent der Kinder in der Kita Gretenberg aus Migrantenfamilien.

In der Kita ist das Problem erkannt. Seit jeher gibt es Sprachförderung, integrative Gruppen oder logopädische Kurse. Zudem würden die Erzieherinnen regelmäßig weitergebildet. "Das Problem liegt gar nicht in der Kita", sagt Uwe Krüger. "Und es liegt auch nicht bei den Kindern. Das Problem liegt bei den Eltern. An die müssen wir ran."

Doch was tun? Dem Jugendamtschef schweben "Moderatoren auf Honorarbasis" vor: Pädagogen, die aus dem jeweiligen Kulturkreis kommen, die Sprache beherrschen und wissen, wie die Eltern und Familien fühlen und denken - und die vor allem akzeptiert werden.

"Zu Elternabenden und Gesprächskreisen kommen doch maximal diejenigen, die nicht ganz so sehr in ihren Traditionen verwurzelt sind. Aber die sind nicht die Zielgruppe. Unsere Zielgruppe sind die Eltern, die sich gar nicht erst sehen lassen", so Krüger.

"Stellen Sie sich vor, ich als deutscher Jugendamtsleiter erzähle der marokkanischen Familie, dass ihr Sprössling entwicklungsmäßig hinterherhinkt. Mehr als ein Achselzucken gäbe es wohl nicht." Die ausländischen Eltern müssten überzeugt werden, ihren Nachwuchs auch zu Hause zu unterstützen.

"In der Kita nützt die beste Sprachförderung nichts, wenn nachmittags in den eigenen vier Wänden kein Wort Deutsch mehr gesprochen wird - obwohl man es vielleicht könnte."

Wie die Untersuchung zudem aufzeigt, ist der soziale Status daheim "überwiegend niedrig". In vielen Haushalten gibt es wenig bis gar keine Bücher, die Kinder kennen keine Stifte, und die Eltern pflegen keine Spielkultur.

"Da ist es zweifelhaft, dass die 70 Prozent Kinder, die nur unzureichend Deutsch sprechen, später den schulischen Anforderungen gerecht werden", heißt es beim Gesundheitsamt.

Bis zur nächsten Ausschusssitzung soll vom Jugendamt dargestellt werden, was bereits getan wird. Krüger: "Darauf aufbauend, wird dann über weitere Maßnahmen nachgedacht."