Mettmann: Amoklauf-Gerüchte lösen Panik an der Realschule aus

Schule: Viele Eltern holen ihre Kinder ab. Polizei und Lehrer versuchen, die Wogen zu glätten.

Mettmann. Die wildesten Gerüchte sind Freitagmorgen an der Carl-Fuhlrott-Realschule kursiert. Ein Mädchen einer zehnten Klasse soll angeblich mit einem Amoklauf gedroht haben. Andere Schüler erzählen von einer Bombe. Unter vielen Eltern bricht daraufhin Panik aus: Sie holen ihre Kinder einen Tag vor den Herbstferien vorzeitig aus der Schule ab.

"Wir versuchen seit Freitagmorgen, die Lage wieder zu beruhigen. Das Ergebnis sehen Sie ja", sagt die 1. Konrektorin Christiane Bethke und zeigt auf ihren halbverwaisten Klassenraum. Nur noch neun von eigentlich 26Schülern der 8a sind trotz der sich wie ein Lauffeuer verbreitenden Gerüchte dageblieben.

Doch die empfinden es nicht als Bestrafung, dass sie am letzten Schultag vor den Ferien länger dableiben müssen als viele andere. "Wir haben ja keinen Unterricht gemacht, nur ein bisschen aufgeräumt. Das hat eigentlich Spaß gemacht", sagt der 13-jährige Lukas. Lehrerin Christiane Bethke fügt hinzu: "Ich habe die neun auch gelobt, dass sie einen kühlen Kopf bewahrt haben."

Die Gerüchte sind jedoch auch an den verbliebenen Schülern nicht vorbei gegangen: Das Mädchen, das aus der Gothic-Szene stammt, soll auf der Internet-Plattform Schüler-VZ vor einem Jahr eine so genannte "Todesliste" mit Namen von Lehrern und Schülern veröffentlich haben, berichtet Miryana (13).

Aufgekommen sind diese "Horror-Geschichten", wie es die Konrektorin nennt, als im Unterricht der Amoklauf an einer finnischen Schule besprochen wird. "Ich greife auch öfter aktuelle Themen auf. Die Schüler haben ja Ängste, auf die man eingehen muss", erläutert Christiane Bethke. "Dabei haben Schüler erzählt, dieses Mädchen habe auch schon Drohungen ausgesprochen."

Die Schule nimmt daraufhin Kontakt mit der Polizei auf, die einen Kollegen vom Kriminalkommissariat Vorbeugung vorbeischickt. "Wir nehmen so etwas nicht auf die leichte Schulter", sagt Polizei-Pressesprecher Frank Sobotta. "Wir haben alles akribisch geprüft und bewertet."

Welche Ermittlungsmaßnahmen dazu konkret ergriffen wurden, will Sobotta nicht verraten, aber die Durchsuchung der Wohnung oder des PCs sei bei solchen Anschuldigungen durchaus möglich. "Dass wir Präsenz zeigen, ist aber keine Bewertung der Gefahrenlage", erläutert Sobotta. Die Polizei habe auch keine Hinweise gefunden, die einen Amoklauf oder ähnliches befürchten ließen.

Doch die Gerüchteküche fängt an zu brodeln. "So etwas habe ich in 32 Jahren als Lehrerin noch nicht erlebt", sagt Christiane Bethke fassungslos. "Wie bei der stillen Post haben sich die Horror-Geschichten verbreitet." Daraufhin hätten dann viele panisch reagiert. Nach Hause geschickt worden, sei aber niemand. Auch habe weiterhin Schulpflicht bestanden.

Die Konrektorin hat aber Verständnis für die Eltern: "Ich bin selbst Mutter, da kann ich die Angst nachvollziehen", sagt Christiane Bethke. "Daher haben wir auch keine Einwände erhoben, wenn ein Kind abgeholt wurde. Wir hatten heute auch keine Attestpflicht, obwohl das vom Ministerium für den letzten Schultag verlangt wird."

Bethke betont trotz allen Verständnisses aber auch, dass niemals eine konkrete Gefahr bestanden habe: "Wir sind für solche Situationen von der Polizei geschult worden. Und wenn etwas auf einen Amoklauf oder ähnliches hingedeutet hätte, hätten wir den Laden sofort geschlossen."