Kreis ruft auf zum Kampf gegen Gewalt an Mädchen und Frauen Rund 250 Gäste setzen ein Zeichen
Kreis Mettmann · Die Vereinten Nationen haben den Tag gegen Gewalt an Frauen auf Ende November gelegt. Deshalb stehen die Gleichstellungsbeauftragten der Städte des Kreises oft im Regen. Doch in diesem Jahr waren sie nicht allein.
(dne) Gewalt gegen Mädchen und Frauen? Häusliche Gewalt? Sandra Pietschmann, Bürgermeisterin von Mettmann, ist da sehr klar und unmissverständlich: Jeder Mensch sei aufgerufen, genau hinzuschauen, anstatt wegzuschauen. Jeder sei aufgerufen, das Schweigen zu brechen und Gewalt und ihre meist männlichen Verursacher beim Namen zu nennen: „Wir müssen das Tabu brechen“, forderte Pietschmann am Montagabend vor dem Kreishaus an der Düsseldorfer Straße.
Dort standen die Frauen ab 17 Uhr im Regen. Aber sie waren nicht allein. Die Kreispolizei hatte laut der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises, Jana Lihl, rund 250 Zuhörende gezählt, die sich zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ in der nasskalten Dunkelheit versammelt hatten. Zwei Ausschüsse des Kreistages hatten ihre Sitzungen unterbrochen, um teilnehmen zu können. Von Kreispolizei bis hin zum Sozialdienst Katholischer Männer und Frauen waren alle versammelt, die im Kreis und den kreisangehörigen Städten das Netzwerk zum Schutz der Mädchen und Frauen bilden.
Und obwohl viele engagierte und informierte Gäste gekommen waren, schluckten diese heftig. Denn vor dem Haupteingang des Kreishochhauses standen 155 Plastikstühle im Regen. Ein jeder trug eine Kerze. Ein jeder trug den Namen einer Frau, die 2023 von ihrem Partner oder einem Familienangehörigen ermordet worden ist. Deutschlandweit kam jeden Tag mindestens eine Frau durch innerfamiliäre Gewalt zu Tode. „Wir verfolgen die Entwicklung dieser Zahlen seit 30 Jahren – und ich muss leider sagen: 2023 hat die Gewalt gegen Frauen noch einmal deutlich zugenommen“, beklagte Landrat Thomas Hendele in seiner Begrüßung.
Bei der Kreispolizeibehörde werden monatlich rund 100 Gewalttaten gegen Frauen angezeigt. Die Dunkelziffer ist weit höher. Der SKFM Mettmann bildet im Gewaltschutzkonzept des Kreises Mettmann eine wichtige Anlaufstelle und das nicht erst, nachdem Gewalttaten begangen worden sind. „Es ist wichtig, dass wir die Mädchen und Frauen frühzeitig und niedrigschwellig beraten. Oft finden Frauen in unseren Beratungen das erste Mal Worte für das, was ihnen widerfahren ist“, betont Andrea Fikenscher vom SKFM Mettmann.
Aber: So gut das Räderwerk gegen Gewalt in Mettmann funktioniert, so ungewiss ist die Zukunft der Finanzierung. Das Gesetz gegen Gewalt an Frauen wollte die Finanzierung auf eine sichere Basis stellen – doch nun scheint es in Berlin durch das Ende der Ampel zerrieben zu werden, noch bevor es in Kraft tritt.