Wirtschaft im Kreis Mettmann DGB Mettmann kritisiert Anstieg bei älteren Arbeitslosen

Kreis Mettmann · Wie passt das zusammen: Zum einen beklagen Unternehmen den wachsenden Fachkräftemangel, zum anderen steigt die Arbeitslosigkeit bei erfahrenen Arbeitnehmern überproportional an?

Wer als ältere Arbeitskraft den Job verloren hat, braucht länger als jüngere, um einen neuen Job zu finden.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

(dne) Zahlreiche Unternehmen im Kreis Mettmann beklagen Fachkräftemangel. Deshalb zeigt sich der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Kreisverband Mettmann, verwundert über einen überproportionalen Anstieg bei den Arbeitslosen, die 55 Jahre oder älter sind. In der Arbeitslosenstatistik für den Kreis Mettmann sei die Zahl der älteren Arbeitslosen von 3759 im Juni 2019 auf 4551 im Juni 2023 angestiegen. Das entspricht einer Steigerung von 792 Personen oder 21 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen um 13,8 Prozent (2032 Personen) gewachsen.

Die Zahlen zeigten laut DGB, dass es trotz aller Aussagen über fehlende Fachkräfte vor allem für ältere Arbeitnehmer schwierig sei, einen neuen Job zu finden. Wer in einem fortgeschrittenen Alter den Arbeitsplatz verliere, bleibe oft lange arbeitslos. Deshalb appelliert der DGB an die Betriebe, mehr ältere und erfahrene Fachkräfte einzustellen als bisher. Zudem müsse für altersgerechte Arbeitsbedingungen gesorgt werden. Das gelte für Arbeitszeiten ebenso wie für Fortbildungsmöglichkeiten. Es müsse ein Umdenken stattfinden, sagt der Vorsitzende des DGB-Kreisverbandes Mettmann, Vassilios Athanassiou: „Ältere Arbeitnehmer sind vielleicht nicht mehr so schnell oder flexibel, aber das können sie gut durch ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihre Vernetzung im Unternehmen ausgleichen.“

Die Sprecherin der Agentur für Arbeit im Kreis Mettmann, Claudia John, bestätigte die vom DGB genannten Zahlen. Sie verwies aber darauf, dass es zurzeit einen gewissen Effekt dadurch gebe, dass die geburtenstarken Jahrgänge derzeit in dem fraglichen Alter seien: „Auch die Gesamtzahl aller Erwerbspersonen sei im genannten Zeitraum angestiegen. Zugleich falle auf, dass in der Gruppe der Arbeitslosen jenseits der Altersgrenze von 55 Jahren ein relativ hoher Anteil von Menschen keine abgeschlossene Berufsausbildung besitze. Dieser Anteil liege bei 47 Prozent. „Ganz generell sehen wir, dass es für ältere Arbeitnehmer leichter ist als früher, wieder eine Arbeit zu finden“, resümiert John.

Holger Schäfers, Arbeitsökonom des Instituts der Deutschen Wirtschaft, vermutet zudem, dass ein spezieller Branchenmix im Kreis den stärkeren Anstieg verursacht habe: „Bezogen auf ganz Deutschland können wir diese Entwicklung nicht feststellen. Da gibt es diese Auffälligkeiten nicht.“ Allgemein sei es so, dass Ältere zurzeit länger arbeiten. Wenn sie allerdings ihren Job verloren hätten, seien sie bei der örtlichen Wahl neuer Arbeitsstellen oft weniger flexibel als jüngere Menschen.