Von Mettmann nach Cherson Impfbus „Edith“ fährt zum Hilfseinsatz in die Ukraine
Mettmann/Cherson · Elf Monate lang war Bus „Edith“ als mobile Impfeinheit im Kreis unterwegs. Jetzt übernahm die Gesellschaft Bochum-Donezk den Wagen: als mobile Klinik zur Versorgung in der Ukraine.
Landrat Thomas Hendele (rechts) übergibt Impfbus „Edith“ an Ivan Stuckert aus dem Verein „Gesellschaft Bochum-Donezk“ zum Transport und für die Versorgung verletzter Zivilisten in der Ukraine. Via www.bochum-donezk.de gibt es sämtliche Informationen zur Lage und zu Hilfsmöglichkeiten.
Foto: Köhlen, Stephan (teph)Als „Riesengeschenk“ und einen „Segen“ bezeichnet Ivan Stuckert, Vorstandsmitglied des Vereins „Gesellschaft Bochum-Donezk“ den vom Kreis Mettmann ausrangierten Impfbus. Zukünftig wird „Edith“, wie das Impfmobil intern genannt wird, zur medizinischen Versorgung verletzter Zivilisten in der Ukraine eingesetzt.
Den Zeitplan skizziert Ivan Stuckert, der regelmäßig in den Kriegsgebieten der Ukraine im Helfer-Einsatz ist so: Dienstag nach Ostern wird der Bus neu zugelassen und dann in Richtung Cherson fahren. „Dort ist alles zerstört“, beschreibt der 38-Jährige die Situation nach Putins Angriffskrieg. „Wir sind dabei, zerbombte Häuser wieder aufzubauen.“ Ganz wichtig dabei ist, parallel zur Infrastruktur die medizinische Versorgung aufzubauen. „Die ist teilweise zusammengebrochen, die Ärzte sind an der Front. Teilweise gibt es einfach gar nichts“, weiß Unfallchirurg Christoph Wiener, der Ende April zu seinem vierten Einsatz vor Ort aufbrechen will.
Bus „Edith“ ist für seine Neubestimmung als rollendes Krankenhaus „optimal, er ist robust und gut ausgestattet“, sagt Ivan Stuckert, Kasachstan-Deutscher und seit 2001 in Bochum, mit Blick auf die wichtigen Details wie Stromversorgung, EDV-Anschlüsse sowie Kühlschrank für Medikamente plus Wasseranschluss, Behandlungstrage und vormalige Impfkabinen als zukünftige Behandlungszonen. Die vielen Schränke sollen mit medizinischem Material, Medikamenten und Hygieneartikeln gefüllt werden. Operationstisch und Leuchten sollen hinzugefügt werden. „Wir brauchen immer Spenden.“
Der Plan: „Edith“ wird zunächst als mobile Klinik über Land fahren, der Bus ist der bislang einzige seiner Art. „Wir sind vor Ort sehr gut vernetzt“, wo immer es geht, sind Mitglieder im Hilfseinsatz. Seit 35 Jahren gibt es den Verein, und „als der Krieg begann, haben wir unsere Arbeit intensiviert“, sagt Ivan Stuckert. „Sobald eine Krankenstation entsteht, kommen die Menschen zurück“, weiß er. Deshalb sei der Ex-Impfbus für den grundsätzlichen Wiederaufbau in derzeit nicht umkämpften Regionen so „elementar“.
„Die Arbeit ist buchstäblich explodiert“, natürlich gehört zu den Aufgaben der medizinischen Versorgung die Betreuung Verletzter und Verwundeter. „Aber auch das, was wir als Grundversorgung bezeichnen, versuchen wir zu leisten“, ergänzt Christoph Wiemer zum Thema „Basismedizin“. Darüber hinaus sind die Mitglieder des Vereins im Einsatz, um beispielsweise nach Russland entführte Kinder zurück in die Ukraine zu bringen. „60 Kinder konnten wir bereits retten.“ Und Hilfe zur Selbsthilfe wird gegeben, dazu gehört Unterstützung beim alltäglichen Überlebenskampf und dem Kampf, „irgendwie den Neuanfang zu schaffen“.
„Irgendwas Sinnvolles musste mit dem Bus passieren“, erklärte Landrat Thomas Hendele jetzt anlässlich der offiziellen Übergabe an den Verein „Gesellschaft Bochum-Donezk“. Nachdem das Corona-Impfgeschehen Ende 2022 in die Hände der niedergelassenen Ärzte übergeben wurde, „und wir den Bus nicht länger hätten unterhalten können“, drohte gar seine Verschrottung. „Jetzt bekommt er ein Update“, sagt der Landrat angesichts der „angemessenen Neu-Verwendung“. Da er aus Landesmitteln konkret für den Einsatz als Impfbus gebraucht bei der Rheinbahn beschafft und umgebaut wurde, konnte er nicht „einem beliebigen anderen Zweck zugeführt werden“, erklärte der Landrat. „In Abstimmung mit dem Land und der Bezirksregierung erhielt der Kreis die Genehmigung, den Bus zum Zweck der medizinischen Hilfeleistung für die ukrainische Bevölkerung abgeben zu dürfen“, ergänzt Kreissprecherin Daniela Hitzemann.
Die Rheinbahn erneuert kontinuierlich ihren Fahrzeugbestand und will übrigens im Bestand checken, ob es weitere Fahrzeuge gäbe, die wie Ex-Impfbus „Edith“ zur medizinischen Versorgung in der Ukraine genutzt werden könnten.