Mettmann: Kein Geld fürs Mittagessen

Firmen, Vereine und Kinder spenden für Kinder aus bedürftigen Familien, damit sie ein warme Mahlzeit in der Offenen Ganztagsschule bekommen.

Mettmann. 762 Kinder leben in Mettmann nach Auskunft des Kinderschutzbundes von Sozialleistungen. In vielen einkommenschwachen Familien reicht das Geld vorne und hinten nicht. Jeder Cent muss zweimal umgedreht werden, bevor er ausgegeben wird.

Einem Kind, das von Sozialleistungen, die seine Eltern beziehen, lebt, stehen monatlich 211 Euro zum Leben zur Verfügung. "Davon entfallen 31,68 Euro pro Monat auf das Mittagessen", sagt Astrid Hinterthür, Fachbereichsleiterin Bildung, Jugend und Soziales. Für ein Mittagessen in der Offenen Ganztagsgrundschule (Ogata) fallen pro Kind Essenskosten von 50 Euro an.

Ein finanzieller Kraftakt, der von immer mehr Familien mit geringem Einkommen, kaum oder gar nicht geleistet werden kann. Obwohl sie mit einem Jahreseinkommen unter 15 000 Euro keine weiteren Kosten für den Ogata-Platz ihres Kindes haben.

Die Folge: Viele Familien schicken ihre Kinder nicht in die Ganztagsbetreuung. "Aber gerade diese Kinder aus einkommens- und sozialschwachen Familien wollen wir doch gut betreut und gefördert wissen", sagt Marc Ratajczak, CDU-Landtagsabgeordneter und Mettmanner Ratsherr.

Er hat sich seit September vergangenen Jahres dafür eingesetzt, dass auch Mettmann Mittel aus dem zehn Millionen schweren Landesfonds für die Aktion "Kein Kind ohne Mahlzeit" bekommt. Zwar unterstützt das Land einkommensschwache Eltern mit einem Euro fürs Mittagessen, fordert aber auch von der Komme eine finanzielle Entlastung für diese Familien in Höhe von 50Cent. Einen Euro müssen die Eltern dann noch selbst zahlen.

"Bei dem Zuschuss handelt es sich um eine freiwillige städtische Leistung, die wir als Nothaushaltsgemeinde im vergangenen Jahr nicht genehmigt bekommen hätten", sagt Hinterthür. Deshalb machte sich Ratajczak in Absprache mit der Stadt auf und suchte Sponsoren, die Kindern eine warme Mahlzeit mitfinanzieren.

"Wir haben bis jetzt 7460 Euro zusammen bekommen, von privaten Spendern, dem St. Martin Verein Metzkausen, der Volksbank und sogar von Schülern der Grundschule Kirchendeller Weg, die einen Teil des Erlöses ihres Weihnachtsbasars für die Aktion bereit stellten. Eine tolle Sache", so Ratajczak.

Das Berufskolleg Neanderthal reagierte auch, wollte für die Kinder bedürftiger Eltern kochen. "Das war gut gemeint. Aber wir wollen keine Zweiklassengesellschaft beim Mittagessen in der Schule."

Die 7460 Euro werden auf einem Treuhand-Konto der Stadt verwaltet. Hinterthür: "4300 Euro haben wir im vergangenen Schuljahr für 43Kinder bereits ausgeben. Zum neuen Schuljahr wurden für 37 Ogata-Kinder Zuschüsse zum Mittagessen beantragt."

Ratajczak wird weiter Sponsoren suchem. Zwar ist Mettmann inzwischen keine Nothaushaltsgemeinde mehr, aber die Finanzsituation der Stadt sei immer noch sehr angespannt. Und neue Probleme wie die Altlastensanierung auf dem Seibelgelände für zwei Millionen Euro machten deutlich, wie schnell die Stadt plötzlich wieder in finanzielle Schwierigkeiten geraten könne.