Mettmann: Tanzschule - Auf die Etikette kommt’s an
In der Tanzschule lernen junge Menschen auch das Einmaleins des guten Benehmens.
Mettmann. So will es die Etikette. Auch bei Temperaturen über 30 Grad muss der Herr zu einem festlichen Anlass im Anzug erscheinen. Die Dame hingegen, genießt den Vorteil, ein kurzes Cocktail-Kleid tragen zu dürfen. Was sonst noch zum guten Ton in der Gesellschaft gehört, wissen 27 Schüler der Tanzschule Krauss jetzt ganz genau.
Ein Jahr lang lernten sie nicht nur fleißig Rumba, Disco-Fox und Walzer, sondern auch, wie man einen Tisch korrekt eindeckt oder wie man sich dem Anlass entsprechend kleidet. Zur Belohnung bekamen die Jugendlichen am Sonntag von Bürgermeister Bernd Günther das Gesellschaftszertifikat verliehen.
"Das bronzene Tanz-Diplom, die Teilnahme an den Benimm-Seminaren und an dem Premieren-Ball sind Voraussetzungen, um das Zertifikat zu bekommen", sagt Wolf Dieter Krauss, Inhaber der Tanzschule an der Bahnstraße.
Benimm-Kurse besuchen und Standardtänze in strenger Robe tanzen, klingt im ersten Moment mehr nach verstaubter Tradition, als nach einer angesagten Freizeitbeschäftigung für junge Leute. Doch die 27 Tanzschüler überzeugen jeden Skeptiker gerne vom Gegenteil.
"Die Zeiten haben sich geändert", meint Andrea Baumann, Tanzlehrerin und Lebensgefährtin von Wolf Dieter Krauss. Auf der einen Seite passe der Tanzunterricht sich sehr an die Bedürfnisse der Jugendlichen an. Es wird zum Beispiel hauptsächlich aktuelle Musik aus den Charts gespielt, und getanzt werden darf auch in Jeans und Turnschuhen.
Auf der anderen Seite bedeuten gute Manieren heute wieder einen Vorteil für die Jugendlichen, so Baumann. Caroline Hünecke erntete zum Beispiel viel Lob auf der Arbeit für ihr Engagement. "Die Kurse waren sehr hilfreich und sie haben auch richtig Spaß gemacht", berichtet die Auszubildende.
Ein Kurssystem wie früher gibt es in Tanzzschulen kaum noch. "Bei uns zahlt man einen Monatsbeitrag. Der liegt für Jugendliche bei 37 Euro", sagt Krauss. Das Interesse junger Menschen am Tanzen sei ungebrochen. "Auch wenn Wiener Walzer bei ihnen nicht so gut ankommt. Aber das muss man auch können. Spätestens bei seiner Hochzeit."
Und auch Marie-Luise Hebestreit ist sich sicher, dass das Gesellschaftszertifikat mit in die Bewerbung kommt. "Ich denke, dass diese sozialen und gesellschaftlichen Kompetenzen einem viele Vorteile im weiteren Leben bringen werden. Ich kann mich jetzt sicherer in bestimmten Situationen fühlen, da ich immer weiß, wie ich mich zu verhalten habe", sagt die Schülerin.