Tiere im Neandertal Wenn der Hegemeister zum Wisent-Snack läutet

Mettmann · Was bei Menschen via „Tinder“ optisch geregelt wird, entscheidet bei Wisenten das Zuchtbuch auf biologischer Ebene: die Partnerwahl.

Dieses Zeichen ruft Wisente zur Futterstelle: Hegemeister Frank Wirth läutet die Glocke. Es ist angerichtet.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(dne) Destiny, Eggi und Ella sind hin und hergerissen. Einerseits lockt Hegemeister Frank Wirth mit dem weithin hörbaren Klang der Kuhglocke. Das bedeutet für die drei Wisent-Weibchen: Futter. Andererseits stehen da Fremde am modernen Stallgebäude des Eiszeitlichen Wildgeheges. Und das sind meist Tierärzte, die unangenehme Dinge vorhaben. Also: Vorsicht! Am Ende gewinnt dann doch die Lust am kleinen Leckerchen zwischendurch, sodass sich das Damentrio zögerlich nähert. Auf Hufspitzen, gewissermaßen.

Mittelfristig soll die Frauen-WG oberhalb des Neandertals einen möglichst aktiven Bullen an die Seite bekommen. Denn was bei den Auerochsen so wunderbar klappt, wie zwei frische Kälbchen zeigen, können sich die Verantwortlichen auch für die Wisente vorstellen: die Zucht von Wisent-Nachwuchs.

„Bis es so weit ist, brauchen wir allerdings noch einige Zeit für Vorbereitungen“, erläutert Frank Wirth, während die drei Schützlinge schnaufend und schmatzend ihre Extraration verdrücken. Wer genetisch am besten zu den drei Wisent-Damen an den Hängen des Neandertals passen würde, verrät das europäische Wisentzuchtbuch, das in Polen geführt wird. Denn bevor es für einige Jahre in die Familienplanung auf Paarhufer-Niveau geht, muss jeder Anflug von Inzucht ausgeschlossen werden.

Und noch etwas ist wichtig: eine gute, will heißen geeignete Kinderstube. Hierzu steht eine Wiese neben dem Eiszeitlichen Gehege in Aussicht, auf der dann Mutter und Kalb gemeinsam die ersten Wochen verbringen könnten.

Denn die Bullen haben eine ziemlich gemeine Angewohnheit, wie Hegemeister Wirth verrät: „Männlicher Nachwuchs wird von den Bullen bereits in den ersten Tagen konsequent ausgemerzt. Deshalb müssen wir Muttertiere vor der Geburt separieren können.“

Momentan gilt es für das Wisent-Trio erst einmal, den heißen Sommer zu überstehen. Der momentane Regen macht den Tieren wenig aus. Als es vor einigen Tagen sehr heiß war, hielten sich die drei Wisente freiwillig im modernen Stall auf, lagen auf dem frischen Stroh und bewegten sich wenig.

Da ist das momentane Schietwetter aus tierischer Sicht schon angenehmer. Besucher des Eiszeitlichen Geheges werden zwischendurch gern gemustert. Was der Hegemeister überhaupt nicht verstehen kann, sind Menschen, die die Wisente oder Wildpferde im Gehege füttern wollen. „Das ist schädlich für die Tiere und gefährlich für die Menschen.“