Tierisches Schmalz im Brötchenteig

Halil Kesküs ist Moslem und isst kein Schweinefleisch. Der Bäcker, bei dem er seine Brötchen kauft, verwendet tierisches Schmalz.

Hilden. Nach Pferdefleisch in der Lasagne hat ein Hildener seinen ganz persönlichen Lebensmittelskandal: „Die haben mir jahrelang das Zeug untergejubelt, ohne dass ich davon wusste“, sagt Halil Kesküs (34). Der Hildener ist sauer auf seinen Bäcker. Ruhigen Gewissens hat er dort seine Brötchen gekauft — ohne zu ahnen, dass er damit auch Schweineschmalz zu sich nimmt. Er ist Moslem und achtet darauf, kein Schweinefleisch zu essen. Zufällig erfuhr er jetzt, dass es sich bei dem auf dem Nährwertbon aufgeführten Schmalz um Schweineschmalz handelt. „Darauf kommt man doch nicht“, sagt der 34-Jährige.

„Schmalz ist eine uralte, typische Zutat für Brötchen“, sagt Roland Schüren (46). Er ist der Inhaber von „Ihr Bäcker Schüren“, in dessen Filiale Kesküs die Brötchen gekauft hat. Schüren hat Filialen in Hilden, Haan, Hochdahl, Ratingen, Mettmann, Solingen, Düsseldorf und Wuppertal. „Fettanteile im Schmalz haben eine leichte, natürliche emulgierende Wirkung“, sagt Schüren. Die Brötchen sollen dadurch locker und luftig werden. Die gleiche Wirkung ist auch mit künstlichen Backmitteln zu erzielen. Diese Zusatzstoffe müssen gekennzeichnet werden. „Schmalz ist nicht kennzeichnungspflichtig“, sagt Schüren.

Für Kesküs ist das keine Entschuldigung. „Erst Pferdefleisch in der Lasagne, und jetzt macht der Bäcker um die Ecke den gleichen Mist“, sagt der selbstständige Unternehmer. Für ihn ist es unverständlich, dass sein Bio-Bäcker den Schweine-Anteil in seinen Brötchen nicht deutlich kennzeichnet.

„Wenn der Kunde es wünscht, dann machen wir das“, sagt der Bäcker. Auch im Hinblick auf die Anfragen von Veganern nach Kuchen ohne Butter plant Schüren, ein neues Kennzeichnungssystem einzuführen. Wenn Mitte des Jahres neue Preisschilder gedruckt werden, soll erkennbar sein, ob die Produkte vegan, vegetarisch oder laktosefrei sind.

„Schon jetzt hat der Kunde drei Möglichkeiten, sich über die Zutaten der Produkte zu informieren“, sagt Schüren: auf der Internetseite der Bäckerei, im Transparenz-Ordner, der in jeder Filiale ausliegen muss, sowie auf dem Nährwert-Bon, der auf Wunsch in jeder Filiale ausgehändigt wird. So ist beispielsweise im Internet auf der Klassik-Produktliste zu lesen, das Brötchen 0,5 Prozent Schmalz enthalten. Schweineschmalz, Gänseschmalz, Butterschmalz, vegetarisches Schmalz?