Neviges: Stöbern, spielen, staunen
Trödelmeile, Kinderfest und mehr: Der Maifeiertag bot in Neviges wieder ein großes Programm. Und alle profitierten vom guten Wetter.
Neviges. Michael Kleppe aus Wuppertal hat für 50 Cent eine blank gewienerte Spielzeuglok erstanden. Die Lok ist eigentlich eine Uhr, die allerdings nicht mehr funktioniert. Egal: "Das kann man reparieren", sagt Kleppe, der sich auf der Trödelmeile in Neviges sehr wohlfühlt. "Viel los hier", meint der Wuppertaler, der durch seine Freundin auf den Flohmarkt in der Fußgängerzone aufmerksam gemacht wurde.
"Die Leute kommen von überall her: Bochum, Duisburg, Essen, Hilden, Wuppertal und natürlich aus Neviges", freut sich Ute Meulenkamp, Vorsitzende der Wirtschaftsförderungsgemeinschaft Neviges (WGN). Etwa 220 Händler machen mit, haben ihre Stände schon am frühen Morgen aufgebaut. "Dass es keine Neuwaren gibt, gefällt den Besuchern besonders", sagt Meulenkamp. In großer Zahl schieben sich die Menschen am Samstag durch Neviges und nehmen das Angebot in Augenschein. Nichts, das es nicht gibt: Vasen, Uhren, Benjamin-Blümchen-Kassetten und Kleidung werden präsentiert. "Das war doch vor 20 Jahren mal modern", meint Udo Mertens aus Essen. "Ja, und jetzt ist es wieder in Mode", sagt Ehefrau Ingrid.
Im oberen Teil der Fußgängerzone hat Familie Siebert ihren Stand aufgebaut. Beispielsweise das Lego, mit dem die Kinder früher gerne gespielt haben, sucht jetzt neue Besitzer. "Was kostet der kleine Laster?", fragt ein Interessent. Für einen Euro bekommt er das Spielzeug.
In der Nähe spielt der siebenjährige Bruno auf seiner Geige. "Das macht der Junge sehr schön", sagt ein Passant und lobt den Mut des Kindes. Den belohnen auch viele andere, und so hat Bruno in einer halben Stunde schon 50 Euro erspielt - der Musikschüler ist mächtig stolz auf seinen Verdienst.
Viele Freunde des Nevigeser Fanfarencorps und des MGV Liederkranz erfreuen sich derweil am Konzert der beiden Traditionsvereine. Die Fanfaren starten ihr Programm mit dem so genannten Eierbechermarsch. "Wir haben vor einigen Jahren bei einem Musikwettbewerb in Köln den dritten Platz gemacht und einen Pokal in Form eines Eierbechers gewonnen - deswegen Eierbechermarsch", erklärt Lothar Jäger vom Fanfarencorps. Inzwischen wird mit Ventilen gespielt, und so gehört auch Modernes wie "I will follow him" aus "Sister Act" oder ein Udo-Jürgens-Medley zum Repertoire. Der Männergesangverein trägt dazu beispielsweise "Wohl ist die Welt so groß und weit", das Bozner Wanderlied und Maiweisen vor.
Weihbischof Franz Vorrath aus Essen eröffnet an diesem Samstag die Sommerwallfahrtszeit unter dem Leitwort "Ihr werden mein Zeuge sein". "Ich war schon mit meinen Eltern in Neviges, allerdings in der alten Wallfahrtskirche. Doch dann gab es die Pläne für den Mariendom und die Kollekten", erinnert sich der 72-Jährige. Die Festmesse gestaltet der Pfarrcäcilienchor unter der Leitung von Ursula Klose. In gut einer Woche wird zu einem weiteren Höhepunkt in den Dom eingeladen: Im Rahmen des Domweihfestes an Christi-Himmelfahrt (13. Mai, 10 Uhr) wird die neue Orgel geweiht.
Hochbetrieb herrscht auch auf dem Kurs des ADAC-Jugend-Kart-Slaloms: "Es ist schon einige Jahre her, dass wir so viele Teilnehmer hatten", sagt Christiane Wagner vom Nennbüro des MSC Neviges-Tönisheide. 81 Jugendliche von acht bis 18 Jahren gehen in fünf Altersklassen am Waldschlösschen an den Start. Sie kommen aus dem ganzen Rheinland von Aachen über Hasselt bis Nümbrecht - obwohl der Nevigeser Slalom in diesem Jahr nicht zu den sechs der insgesamt 15Läufen zählt, die in die NRW-Wertung einfließen, erläutert Jugendwart und Slalomleiter Stefan Atzwanger. Der ADAC stellt die beiden bis zu 6,5 PS starken Karts sowie die professionelle Messtechnik mit echter Starterampel.
Dass es nicht immer Hightech wie ein Bungee-Trampolin oder eine Riesen-Hüpfburg sein muss, zeigt sich am Nachmittag am Schloss Hardenberg: Altbewährtes wie zum Beispiel Sackhüpfen kommt beim Nachwuchs durchaus auch an, wie beim großen Kinderfest zu beobachten ist. Der Stadtjugendring, das Lokale Bündnis für Familie und das Sachgebiet Jugend und Familie der Stadt haben es wieder organisiert. So voll, wie es auf der Wiese zwischen Vorburg und Bernsaustraße ist, kommen die kleinen Gäste allerdings bei den meisten Attraktionen um mehr oder weniger langes Schlangestehen nicht herum. 27 Verbände und über 250 Helfer sind im Einsatz.
"Das Sackhüpfen haben wir im vergangenen Jahr zum ersten Mal angeboten", berichtet Katharina Röwer, Leiterin bei den Messdienern der Nevigeser Pfarrei, während die nächsten beiden Kandidaten in die Jute steigen. Gegenüber bemühen sich kleine "Nachwuchslandwirte" am Stand der Landjugend, Wasser aus dem Gummi-Euter einer Pappkuh zu melken. Etwas völlig Neues hat sich der CVJM Dalbecksbaum einfallen lassen: Eine schottische Fahne weist die Wiese am Schlossteich schon von weitem als Schauplatz der "Highland Games" aus. In leichter Abwandlung des Originals können sich die Kinder bei der Kilt tragenden Sippschaft im Tauziehen und Hufeisenwerfen versuchen. Für den "Whisky-Trail" bedarf es keines Alkohols: Wer den hölzernen Pfahl acht Mal umrundet hat, absolviert den anschließenden Parcours auch ohne Hochprozentiges torkelnd.