Projekt des Kirchenchors St. Joseph: Ökumene in Dur und Moll
Sänger des katholischen Kirchenchors St. Joseph und der evangelischen Kantorei der Stadtkirche proben für ein gemeinsames Konzert. Die Konfessionen rücken ein Stück dichter zusammen.
<strong>Wülfrath. 90 Männer und Frauen formen die Lippen. Ein lang gezogenes "F" zischt durch das Kirchenschiff. Dann huscht ein sanftes Lächeln über die Gesichter, als der scharfe "S"-Laut erklingt. Hoch konzentriert blicken die Sänger dabei auf Chorleiterin Ute Merten. Sie leitet die erste Gesamtprobe des Chor- und Orchesterprojekts "Von Kreuz und Hoffnung" in der katholischen Kirche St. Joseph. Rund 90 Sängerinnen und Sängern des Kirchenchors St. Joseph und der evangelischen Kantorei der Stadtkirche sind dabei, dazu zwölf Instrumentalisten aus der Region, die den Chorgesang zur Passionszeit untermalen.
Im großen Chor muss jeder seine Position finden
"Mir stößt das Podest schon in den Kniekehlen", schallt es aus dem Bass der Männer. Bei der ersten gemeinschaftlichen Probe muss jeder zunächst die ideale "Singposition" finden. Auch die Damen drängen sich auf den Mamorstufen vor dem Altar. "Sie müssen sich mit ihrer Hinterdame arrangieren, dass sie mich sehen kann", fordert Ute Merten den weiblichen Sopran auf. "Abstand halten."
Kurz vor der Probe haben einige Sängerinnen ihre Stimmen noch mit Hustenbonbons gestärkt, während die letzten Stühlen beschafft werden. Die Musiker setzen sich. "Da oben ist eine andere Akustik als unten", erklärt Ute Merten. Schritt für Schritt stellen sich die Chormitglieder auf. "Wir sind ja flexibel", sagen sie.
"Ich wollte den ökumenischen Gedanken in der Musik wieder aufgreifen", erläutert die Chorleiterin von St. Joseph die Idee des Chorprojekts. Zudem möchte sie auf lange Sicht ein Instrumentalistenpool aufbauen. "So können wir immer schöne Kirchenmusik mit instrumentaler Begleitung spielen."
Der Anreiz ist die Aufführung am 25. März. Das Programm: Passend zum Jahr von Dietrich Buxtehude, einem dänisch-deutschen Organisten und Komponisten des Barock, werden seine Werke, wie beispielsweise die Kantate "Also hat Gott die Welt geliebt", gespielt. Der Höhepunkt des Konzerts wird die Kantate "Wer nur den lieben Gott lässt walten" von Felix Mendelssohn Bartholdy sein.
Das Einsingen ist vorbei, jetzt werden die grünen Textmappen aufgeklappt. Die ersten Takte der Kantate "Vom Leiden Christi" von Andreas Hammerschmidt erklingen. Die Instrumentalisten setzen ein. Auch Jessica Kohlmetz streicht die Saiten ihrer Geige. "Die Kirchenmusik ist schon eine Abwechslung zur Musik, die ich sonst spiele", sagt die Sechzehnjährige. Es mache Spaß, in der altersgemischten Gruppe zu musizieren.
Plötzlich entsteht eine Pause. Der Einsatz war zu spät. "Stopp", unterbricht Ute Merten, "noch einmal, jetzt wissen Sie ja, wie der Hase läuft. Schauen Sie zu mir, verlassen Sie sich nicht auf ihre Ohren oder Ihren Nachbarn." Und es funktioniert: Die musikalische Hürde wird bravourös genommen.
Auch die Chormitglieder sind von dem Projekt begeistert. "Das ist gelebte Ökumene", sagt Karin Wermbter. Klaus Rheineck, Mitglied der Kantorei, stimmt zu: "Schön, dass sich die Kirchen annähern und dass man sich jetzt untereinander kennenlernt."