Ratingen: Korruptionsprozess - Bauderzernent soll Bebauungspläne manipuliert haben
Der frühere Baudezernent und zwei Bauunternehmer wegen Korruption heute vor Gericht.
Ratingen. Als am 15. Februar 2000 bei einer Razzia 130 Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft das Technische Rathaus sowie verschiedene Büros und Privatwohnungen auf den Kopf stellten, wurde eine Korruptionsaffäre aufgedeckt, die Ratingen erschütterte. Die Staatsanwaltschaft ging von einem verzweigten Korruptionsnetzwerk aus, in dem Politik, Verwaltung und Bauwirtschaft sich gegenseitig in die Hände gespielt haben sollen. Ins Visier der Ermittler gerieten damals vor allem der CDU-Fraktionsvorsitzende, Wilhelm Droste senior, und der damalige Baudezernent Wilhelm Jussen. Droste trat von seinen politischen Ämtern zurück, Jussen verlor seinen Job. Ab heute steht er zusammen mit zwei bekannten Ratinger Bauunternehmern, Joachim T. und Hans Peter V., sowie einem Architekten vor Gericht - wegen Bestechlichkeit und Bestechung.
Jussen soll den Baufirmen mehrfach Vorteile verschafft haben
Fünf Jahre lang wurde ermittelt, Akten gesichten, Unterlagen gewälzt und Zeugen vernommen. Die Anklageschrift soll über 1000 Seiten umfassen. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal (Schwerpunkt Korruption) geht davon aus, dass Jussen mehrfach auf Bebauungspläne Einfluss genommen hatte, um den beteiligten Bauträgern und -firmen Vorteile zu verschaffen. Im Gegenzug soll er dafür insgesamt gut 23 000 D-Mark erhalten haben.Konkret nennt die Anklage mehrere Fälle. So sollte Jussen Angebote für den Verkauf eines Grundstückes an der Festerstraße auswerten, wo der Käufer ein Bürogebäude errichten und der Stadt eine Mietoption gewähren sollte. Jussen habe das Angebot der Firmen der Mitangeklagten T. und V. bevorzugt, obwohl andere Angebote günstiger waren.