Ratingen: „Man ist mitten im Leben“

Sozialamtsleiter Erhard Raßloff sieht Ratingen auch kritisch, aber immer optimistisch.

Ratingen. "Mein Lieblingsplatz in Ratingen?" Erhard Raßloff grübelt eine Weile und sagt dann: "Da gibt es viele, aber vielleicht ist der Erker in unserer Wohnung der passendste." Er liege zentral - nach allen Seiten. "Man dreht den Kopf und ist mitten im Leben."

Er hat schon gesehen, wie Feuerwehr- oder Polizeiautos bei Glatteis auf der Grünfläche gelandet sind, er kennt Herrchen und Hunde, die sich dort die Beine vertreten. Kurze Wege in die Innenstadt, zu seinem Arbeitsplatz im Rathaus, zum Haus zum Haus, in den Poensgenpark oder in das "grüne Ratingen", das ein paar Steinwürfe hinter seinem Domizil beginnt.

Raßloff wohnt in einem alten Bürgerhaus am Hauser Ring. "Das gehörte früher der Familie Adam. Margarete Adam, die stadtbekannte Klavierlehrerin, hatte in unserer Wohnung früher Unterricht gegeben. Auch Wolfgang Diedrich hat hier Tonleitern gelernt", lacht Raßloff.

Dann wird er wieder ernst, wenn das Thema auf die Zuneigung zu Ratingen kommt. Viele, leider zu viele würden die schöne Stadt immer wieder schlecht reden und in den Dreck ziehen. Andere Stimmen schnappe er auf, wenn er samstags über den Markt gehe. "Dann kommen auch immer viele Auswärtige in die Stadt. Und die kommen gerne, schätzen die gute Gastronomie und das schöne Einkaufen rund um den Marktplatz."

Er kenne viele, die die kleinen, aber feinen Veranstaltungen in Ratingen den großen Events etwa in Düsseldorf vorziehen. Und Bekannte aus Worms, die mehrmals im Jahr zu Besuch kommen, würden gerne hier leben. Die gestiegene Zahl der Fremdübernachtungen in Ratingen sei doch auch ein klares Zeichen: Hier kann man es sich gut gehen lassen.

"Ich finde, Ratingen ist eine Ruhezone mitten in den umgebenden Großstädten. Hier kann man gut leben und arbeiten." Natürlich gebe es Probleme mit Lärm durch Flughafen, Autobahnen und Zugstrecken. "Als geborener Optimist sehe ich das aber auch positiv, indem ich mir sage, welche Vorteile man dadurch hat: Man ist schnell da und auch schnell weg."

Es sei nicht schön, wenn Politiker einen Stadtteil schlecht reden. Der Sozial- und Wohnungsamtsleiter weiß, wovon er spricht. Dass er dabei vor allem an West denkt, wundert nicht. "West ist eine Herausforderung, der man sich stellen muss. Dort, wo schon Glanz ist, auch wenn er aufgepropft ist, kann man nicht mehr polieren."

Raßloff fühlt sich an vielen Ecken Ratingens wohl. So hätten die Stadtteile ihr eigenes Flair - etwa Alt-Homberg mit seiner urigen Atmosphäre. Gerne sitzt er auch in einem Café auf dem Markt, mit einem Cappuccino und der WZ in der Hand. "Wenn dann noch die Sonne scheint..."