Wülfrath: Stadthalle im Kamera-Blick

Mit einer Videoüberwachung will die Stadt Randalierer und Schmierer stellen – bisher ist das nicht von Erfolg gekrönt.

Wülfrath. Haben Sie ihn auch gesehen, diesen Wagen mit dieser ungewöhnlichen Gerüstkonstruktion auf dem Dach? Für Google sammelte er unlängst an mehreren Tagen auch Bilder aus Wülfrath. Diese Kamerafahrten erlauben später einen virtuellen Straßenspaziergang via Internet vom Schreibtisch aus.

Diesen hat - allerdings sehr, sehr eingeschränkt - Ordnungsamtsleiter Reinhard Schneider bereits. An seinem Computer im Rathaus kann er die Bilder abrufen, die eine Überwachungskamera von der Stadthalle liefert. Und das schon seit Jahren. "Objektschutz" lautet die Begründung.

Videokameras im öffentlichen Raum - das ist immer Stoff für Diskussionen. Auch in Wülfrath. Man erinnere sich nur an die Debatten um die Anbringung einer Kamera im Bereich Diek. Damals sollten nächtliche Raser gestellt und abgeschreckt werden. Um die Webcam an einer Laterne am Parkplatz hinter der Stadthalle blieb diese politische Auseinandersetzung aus.

Wie eine kurze Umfrage der WZ unter verschiedenen Ratsparteien ergab, waren die Fraktionen in diese Entscheidung nicht eingebunden. Überhaupt scheint der Informationsfluss in Sachen "Videoüberwachung Stadthalle" nicht ganz reibungslos in der Verwaltung zu sein...

Bei den Recherchen über die Sauberkeit rund um Stadthalle, Rathaus und Stadtpark hatte die WZ die Kamera entdeckt. Dass es sich um dabei um technisches Gerät der Stadt handelt, bestätigte Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff der WZ.

Zugriff auf die Aufnahmen habe die Polizei, die diese nach rund einer Woche regelmäßig lösche. Eine Auskunft, die bei der Kreispolizeibehörde für Erstaunen und später auch zu einem Dementi führte. Pressesprecher Frank Sobotta: "Wir haben von der Kamera nichts gewusst.

Seit geraumer Zeit könnten wir wohl rein technisch auf die Bilder zugreifen, was wir aber nicht getan haben und nicht tun werden. Die Polizei ist nicht für den Objektschutz der Stadt zuständig. Das ist nicht unsere Aufgabe."

Das war deutlich. Eine erneute Anfrage im Rathaus brachte dann Klärung: Die Ordnungsbehörde hat die Aufhängung der Kamera veranlasst - und "ich und nur ich habe Zugang zu den Aufnahmen", so Reinhard Schneider, Ordnungsamtsleiter und stellvertretender Verwaltungschef. Und: "Nach sechs Tagen werden die Aufnahmen regelmäßig gelöscht."

Schneider erklärt die Notwendigkeit: "Vandalismus, eingetretene Platten: Der Schaden an der Stadthalle wurde immer größer. Wir mussten reagieren." Die Kamera sei ausschließlich auf den Bereich gerichtet, "der am stärksten von Anschlägen betroffen war". Die Bilder wurden laut Schneider immer dann kontrolliert, wenn Schäden festgestellt wurden.

"Keine dauerhafte, sondern eine gezielte Kontrolle: Das war mit der Videoüberwachung bezweckt." Ein spielkartengroßer Aufkleber an einer Hallenscheibe weist auf die Überwachung hin. Auch deshalb hat Schneider keine datenschutzrechtlichen Bedenken.

Straftäter oder Grafitti-Sprayer wurden bisher nie überführt, räumt Schneider ein. Überhaupt komme diese Form der Überwachung auf den Prüfstand. Schneider: "Ist das wirklich effizient?" Eine berechtigte Frage: Kein Bereich der der Stadthallen-Fassade sieht aktuell schäbiger aus als der vom Kameraauge fokussierte.