Ratingen: Nachbarn streiten um Poller
Anwohner im Neubaugebiet beschweren sich über zu viele Raser in ihren Straßen. Dabei sind laut Stadt meistens selbst die Anwohner, die den Fuß nicht vom Gas nehmen.
Ratingen. Verärgert und in Sorge sind die Anwohner der Fritz-Windisch-Straße in Lintorf. Und nicht nur dort wächst der Unmut der Bewohner. Auch an der Dechant-Veiders-Straße kocht die Stimmung. Der Grund für die Aufregung sind Pflanzenkübel, Warnbaken - und jede Menge rasende Autos. Das Absurde an der Situation: Es sind meistens die Anwohner selbst, die durch die Straßen heizen.
Auf der Fritz-Windisch-Straße hat die Raserei zugenommen seit dort Pflanzenkübel entfernt wurden. Die Behältnisse hatten die Straße geteilt. Autofahrer konnten also nicht ungehindert durch die Straße fahren, sondern mussten in der Mitte abbremsen. Aber jetzt nutzt mancher die Gunst der Stunde und drückt ordentlich aufs Gas.
15 Anwohnerfamilien haben sich deswegen bei der Stadt gemeldet. Sie haben Angst um ihre Kinder. Denn die spielen auf der Straße.
In einem Brief an das städtische Ordnungsamt berichten sie, dass die Autofahrer sogar so dreist seien, dass sie spielende Kinder beiseite hupten und sich noch bei ihnen beschwerten, was sie denn auf der Straße wollten. Dabei sei die Straße eine ausgewiesene Spielstraße.
Das Ordnungsamt hat in diesem Fall bereits reagiert und Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. Dies geht aus einer Beschlussvorlage der Verwaltung hervor, in der sie Stellung zum Problem nimmt. Die Kontrollen ergaben, dass tatsächlich Autos zu schnell durch die Straße fahren.
Doch die Kübel werden nicht mehr aufgestellt. "Pflanzenkübel sind als Hindernisse heutzutage nicht mehr gängig, weil sie zu hässlich sind und zu oft umfallen", sagt Rüdiger Schlothane vom städtischen Planungsamt. Als Alternative könnten Pfosten aufgestellt oder Schwellen gebaut werden.
"Für die Fritz-Windisch-Straße wird von unserer Seite aber die Variante mit den Pfosten bevorzugt", sagt Schlothane. Denn die Lärmbelästigung, die entsteht wenn Autos über Schwellen fahren, sei für viele Anwohner in einem Wohngebiet auch Grund zu Aufregung.
Im Fall der Dechant-Veiders-Straße spricht Claudia Stüber, Leiterin der Straßenverkehrsabteilung, von einem "Nachbarschaftsstreit." Wie kam der zustande? Ein Anwohner bat die Stadt um Hilfe, weil er Schwierigkeiten hatte, aus seinerAusfahrt rauskommen.
Eine Warnbake hatte die Stadt ihm nach seinem Hilferuf hingestellt. Doch genau das zog den Unmut von zehn Anwohnerfamilien nach sich: Sie denken, dass es sich bei der Warnbake um eine Maßnahme zur Verkehrsberuhigung handelt. Und das ist ihrer Meinung nach in der Straße völlig unnötig.
Ihre Argumente: Der Verkehr werde durch solche Baken auf die Gegenfahrbahn gedrängt, Autos könnten nicht mehr rangieren und seien gezwungen, waghalsige Manöver auf offener Straße zu machen, was die spielenden Kinder gefährde. Daher fordern die Anwohner die Stadt auf, die Bake wieder zu entfernen. Und sie wollen auch nicht, dass die Stadt Pfosten, Schwellen oder andere Dinge unternimmt, um den Verkehr zu beruhigen.
Wie es sowohl auf der Fritz-Windisch- als auch auf der Dechant-Veiders-Straße weitergehen wird, ist noch nicht sicher. "Das müssen jetzt die politischen Gremien entscheiden", sagt Claudia Stüber.
Im Falle der Dechant-Veiders-Straße spreche aber alles dagegen, weitere Baken, Schwellen oder Pfosten aufzustellen. Dazu heißt es auch in der Beschlussvorlage des Ordnungsamtes: "Angesichts der sehr geringen Größe des Wohnquartiers kann von den wenigen Verkehrsteilnehmern erwartet werden, dass sie sich im Wohnumfeld rücksichtsvoll und verkehrsgerecht verhalten."