Zeittunnel Wülfrath: Früher Kalker, heute Kassierer

Auf 45 ehrenamtliche Helfer kann sich die Leitung in Schlupkothen verlassen. Viele von ihnen machen dort Geschichte lebendig.

Wülfrath. Das Logo der Rohstoffbetriebe der Vereinigten Stahlwerke prangte am Eingang des Kalkwerkes in Schlupkothen, als Walburga Schöne 1942 ihre kaufmännische Ausbildung dort begann. Heute verkauft sie Kuchen und Bücher oder kassiert an der Tür den Eintritt von Besuchern, die den alten Stollen - der heute Zeittunnel heißt - sehen wollen. "In diesem Haus habe ich damals schon gearbeitet", wird mit der rüstigen Frau die Geschichte des Gemäuers lebendig. Walburga Schöne ist eine von 45 ehrenamtlichen Helfern, die in den Sommermonaten den Betrieb des Zeittunnels aufrecht erhalten. "Ohne all die Freiwilligen würden wir den Zeittunnel und seine umfangreichen Öffnungszeiten nicht halten können", räumt Leiterin Angela Gellert unumwunden ein. Sie eingerechnet, leistet sich die Stadt Wülfrath eineinhalb hauptamtliche Stellen für das "Naturerlebnis Steinbruch Schlupkothen". Darum ist auch Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff vor Ort und bedankt sich artig für den unbezahlten Einsatz. Sie findet es "einfach klasse, was Sie da tun" - sagt’s und verteilt Schokolade an die Ehrenamtler.

Der frühere Obermeister berichtet aus der früheren Produktion

Die freuen sich über die süße Geste. Die benötigen sie aber gar nicht. Menschen wie Karl Padurschel wollen etwas von dem bewahren, was sie einst mit eigenen Händen aufbauten. "Ich war 41 Jahre lang Kalker", sagt er mit Stolz. Als Obermeister arbeitete der heute 69-Jährige in der Produktion für Fertigbaustoffe. Wie er, haben auch die meisten anderen Freiwilligen eine Vergangenheit bei Rheinkalk oder einem seiner Vorgänger. "Wer kann besser über die Arbeitsbedingungen von früher und den Einsatz berichten als wir?", sagt Padurschel nicht ohne Grund. "Früher wurden die riesigen Kalkbrocken, die gerade aus der Erde gebrochen waren, per Hand auf die Loren geladen und dann raustransportiert", erinnert er sich zum Beispiel. Heute steht er an der Kasse des Zeittunnels. Seine Frau engagiert sich ebenfalls ehrenamtlich: Sie gehört zum Aufsichtspersonal im Tunnel.

Zweimal im Monat für etwa vier bis Stunden opfern die freiwilligen Helfer. Walburga Schöne gehört zu denjenigen, die vom ersten Tag an vor fünf Jahren dabei sind. Von Freunden - ehemaligen Arbeitskollegen - wurde sie angesprochen. "Und es macht mir immer noch Spaß", sagt sie mit einem überzeugenden Lachen.