Kempen Ärztinnen nicht mehr im Dialyse-Zentrum
Nach dem Kauf durch einen US-Konzern haben Ulrike Losch und Yvonne Kahle aufgehört.
Kempen. Für die Patienten der Hausarzt- und Dialysepraxis von Dr. Ulrike Losch und Dr. Yvonne Kahle hat das Jahr mit einem Paukenschlag begonnen. Gegenüber der WZ äußerten mehrere Kempener, dass die beiden Medizinerinnen nicht mehr in der Praxis im Arnoldhaus tätig sind. Wie bereits berichtet, ist das Dialysezentrum Kempen/Willich Ende 2016 vom amerikanischen Konzern DaVita übernommen worden. Inzwischen firmiert die Praxis als Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) des Konzerns, der seinen Deutschland-Sitz in Hamburg hat. Einen im Dezember vereinbarten Interviewtermin hatte Ulrike Losch damals kurzfristig abgesagt (die WZ berichtete). „Ich darf nichts sagen“, ließ sie die Redaktion wissen.
Während die Medizinerin im vergangenen Jahr nichts sagen durfte, wollte der zuständige US-Konzern gestern nichts sagen. „Vielen Dank für Ihre Mail. Leider geben wir dazu im Moment keinen Kommentar ab. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“ So lautet die Antwort aus der Deutschland-Zentrale in Hamburg auf mehrere Fragen der WZ. Unter den Telefonnummern des Dialysezentrums in Kempen und Willich erhält man die Auskunft, dass sowohl Dr. Kahle als auch Dr. Losch nicht mehr in der Praxis tätig sind. Damit konfrontiert, schweigt sich die Marketingabteilung von DaVita weiter aus.
Die Strategie des Konzerns sieht offenbar vor, sich im Kempener MVZ auf das Dialyse-Angebot zu konzentrieren. Hausarzt-Patienten, die sich bei der WZ gemeldet haben, wurde von den Sprechstundenhilfen gesagt, dass sie sich einen neuen Hausarzt suchen müssen. Das bestätigt der Mediziner Dr. Arndt Berson, der mit anderen Kollegen eine Gemeinschaftspraxis betreibt. Diese befindet sich wie das neufirmierte MVZ im Arnoldhaus. „Etliche Patienten haben bei uns wegen der räumlichen Nähe angefragt“, so Berson. Diese seien dort auch willkommen. „Niemand wird abgewiesen“, sagt der Doktor.
Über die berufliche Zukunft von Ulrike Losch, die seit 1995 in der Kempener Praxis tätig war, herrscht indes Ungewissheit. Für die WZ war die Ärztin nicht erreichbar. Vonseiten des Konzerns DaVita waren keine Kontaktdaten der Medizinerin zu bekommen.
Zur Personalie von Yvonne Kahle erhielt die WZ gestern die Information, dass sie sich dem Viersener Nieren- und Diabeteszentrum angeschlossen habe. Eine Sprechstundenhilfe der Praxis in Dülken wollte die Personalie nicht bestätigen. Der zuständige Arzt, Dr. Sven Herrnberger, sei erst am heutigen Donnerstag wieder im Hause.
Glaubt man der Homepage des Konzerns ist DaVita „einer der führenden Anbieter von Dialyseleistungen mit über 30 Standorten in ganz Deutschland“. In jedem Zentrum sei ein Team von erfahrenen Nierenfachärzten und Pflegern aktiv, um eine „engmaschige Behandlung unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse von Nierenpatienten sicherzustellen“.
Der Mutterkonzern, DaVita Kidney Care, sitzt in den USA. Er übernahm im November 2011 die Extracorp AG und gründete die deutsche DaVita Zentrale in Hamburg. Erste Dialysezentren wurden damals „in die DaVita Familie integriert: Salzgitter und Seesen.“
Die Familie wächst. Mehrere Standorte in Düsseldorf sind dazugekommen. Im Dezember 2014 wurden laut veröffentlichten Unternehmenszahlen „deutschlandweit bereits 1000 chronisch nierenkranke Patienten behandelt“. 2016 kam ein Standort in Neuss dazu, ein MVZ, das „vertrauensvoll mit dem anliegenden Johanna-Etienne-Krankenhaus“ kooperiere.
Mit Innovationen und der Verbesserung der Nierenversorgung will DaVita nach eigenen Angaben die „größte Healthcare-Community der Welt aufbauen und damit zum Vorbild für die weltweite Nierenversorgung werden“. Kempen ist nun Teil dieser Welt, auch wenn das noch nicht auf der Internetseite verzeichnet ist.
Der US-amerikanische Mutterkonzern spricht von mittlerweile 2400 Dialysezentren in zwölf Ländern. Unter Unternehmenszielen listet DaVita „erstklassigen Service“ und Teamgeist auf: „Einer für alle und alle für einen. Wir arbeiten zusammen, verfolgen den gleichen Zweck, sind Teil einer gemeinsamen Kultur und haben die gleichen Ziele.“ Unter dem Stichwort „Vertrauenswürdigkeit“ listet DaVita folgendes auf: „Wir sagen, was wir denken, und wir tun, was wir sagen. Wir verdienen uns das Vertrauen unserer Patienten, weil wir Wort halten.“