Altstadtgeflüster: Frische Blumen am neuen Ort
Das Schuhhaus Niepmann schließt. Außerdem: Ü 30 feiert im Kuba und Politik-Matinee der VHS in der Burg.
Kempen. Der Schuh drückt am Bahnhof: Es gibt viel zu wenig Stellplätze für Autos und Räder. Zwar ist das vorhandene Potenzial mit P & R und Rad-Station fein anzusehen - reicht aber vorne und hinten nicht. Auch bei der Bebauung zwischen Gleis-Station, Arnold-Areal und St. Huberter Straße tun sich nach wie vor Lücken auf, zwei Häuserblöcke fehlen noch. Grund genug für die CDU als stärkste politische Kraft in Kempen, noch mal kräftig "Zug" ins Bahnhofs-Umfeld zu bekommen. Vorschlag von Vize-Bürgermeisterin Mathilde Bildstein mit Blick auf Dauerparker am Finanzamt: Parkscheibenpflicht.
Noch ein Schuh, der bald nichtmehr drückt: Seit 18 Jahren gehört Niepmann, Engerstraße 35, zum Inventar der Altstadt. Jetzt kam die wenig frohe Kunde, dass das Geschäft am Viehmarkt Ende des Monats geschlossen wird. "Zu den Gründen möchte ich nichts sagen", vertröstete Inhaber Ralf Niepmann den Flüsterer. Niepmann betreibt zwei weitere Läden in Marl und am Firmensitz in Kamp-Lintfort.
"Wenn hier die Tapeten erzählen könnten . . ." Karl-Heinz Hermans (77) blickte sich Mitte der Woche im ersten Stock des Burg-Cafés an der Thomasstraße 27 genüsslich um. Diesmal ging’s um die hohe Kempener Politik. Aber das gastliche Haus gegenüber der Burg könnte auch anderweitig Geschichten erzählen, dass sich die antiken Balken biegen. Der dezente Charme des Fin de Siècle, die strenge Bauhaus-Architektur, der 300 Jahre alte Kamin - dieses laut Inhaber Erwin Falk älteste Kaffeehaus in NRW "schluckt" die schönsten Kempener Geschichten und ist doch längst selbst Teil der Geschichte der Thomasstadt.
Am Burg-Café führt heute auch die Altstadt-Führung vorbei, zu der Gustaaf Gijsemans auf Initiative des Kulturamtes einlädt. Der sympathische Belgier, gute Seele in stadtkulturellen Dingen, spaziert eineinhalb Stunden durch Kempens Kern und erzählt Geschichten. Treffpunkt ist um 15 Uhr vor dem Museum, Burgstraße 19. Wer mit will ins Abenteuer Altstadt: zwei Euro.
Blumenfee Vera Ammerling ist umgezogen. In dieser Woche hat sie den Laden an der Moosgasse 3 verlassen und ihr Geschäft "Klatschmohn" an der Ellenstraße 11-13 (frühere Tapas-Bar) eröffnet. Samstags hat die Floristin jetzt länger geöffnet - von 9 bis 16 Uhr. "Ansonsten biete ich den gleichen Service wie in der Moosgasse an", sagt Ammerling. Wer in das "alte" Ladenlokal einzieht, steht noch nicht fest.
Nun zum wilden, ungebändigten Kempen: Drei Bands standen vor einigen Tagen im Jugendheim Campus auf der Bühne, traten im Zuge des Wettbewerbs "Fight Night" gegeneinander an. Fürs Halbfinale am 12. Mai qualifizierte sich am Ende die St. Töniser Rock-Formation Scars Within. Die Krefelder Gruppen Realleather und Acoustic Rocks wurden auf die Plätze verwiesen. Ob’s Scars Within unter den 16 Bands ins Finale schafft, weiß man nicht. Fest steht jedenfalls, dass der laut Campus-Chef-Rocker Oliver Derks "härteste Band-Contest der Region" am 16. Juni am Spülwall 11 seinen phongewaltigen Höhepunkt erlebt.
Die Kempener Ü 30-Party zieht um - und zwar in den Kulturbahnhof. Seit zwei Jahren veranstalten Frank Janssen und Markus Lunau regelmäßig die Tanzparty im Kolpinghaus, Peterstraße 23. Am Samstag, 24. März, findet die elfte Fete im Kuba statt. "Wir wollen mal etwas anderes ausprobieren", sagt Kino-Chef Janssen, "eine andere Location bringt auch immer andere Besucher." Außerdem sei es schwer, immer 800 Besucher ins große Kolpinghaus zu locken. "Da ist das Kuba gemütlicher." Tickets gibt es ab sofort im Vorverkauf (acht Euro) in den Kempener Lichtspielen, im Kuba und bei Schreibwaren Beckers, Engerstraße. An der Abendkasse zahlt man zehn Euro Eintritt.
Kaum haben Edgar Costa und Petra Jacobs das letzte Altstadt-Geflüster gelesen, in dem es um die Eis-Cafés in der City ging, wurde in die Hände gespuckt: Seit Mitte der Woche wird im Traditions-Salon Paradys am Viehmarkt, Engerstraße 30, wieder gewirbelt. Und seit gestern werden/ die ersten Kugeln Tiefgefrorenes über die Theke gereicht. Costa: "Es gibt 17 Sorten plus Diabetiker-Eis, und das Bällchen kostet nach wie vor 50 Cent."
Die Politik hat diese Woche in Kempen wieder Kapriolen geschlagen. Die CDU hat sich zu ihrem Bürgermeister-Kandidaten Volker Rübo bekannt, im Schulausschuss wackelten im Rathaus die Wände nach dem Krach zwischen LvD und Thomaeum. Genau der richtige Zeitpunkt also, zur VHS-Matinee einzuladen zu der Frage: "Kann Politik moralisch sein?" Darüber wollen morgen ab 11.15 Uhr in der Burg vier Herren mit den Besuchern ins Gespräch kommen: die Politik-Wissenschaftler Peter Hufer und Jens Krofkamp, der Philosoph Claudio Medici und der Lehrer Michael Sperlich, früher selbst Politiker.