Jubiläum: Arbeitern den Rücken stärken
Die KAB Lobberich fördert Freizeit, Bildung und geht für Rokal-Stellen auf die Straße.
Lobberich. Vor 100 Jahren boomte die Textilindustrie in Lobberich. Viele kleine Hausweber verloren ihre Existenz, wurden Fabrikarbeiter. Ihre soziale Lage war unsicher. In dieser Situation lud Pfarrverwalter Carlè zur Gründung des "Katholischen Arbeitervereins St. Paulus Lobberich" ins Gesellenhaus (Kolpinghaus) ein. Das war am 24. Februar 1907. Es meldeten sich 103 Mitglieder. Ein Jahr später hatte der Verein schon 187 und 1912 sogar 192 Mitglieder sowie 71 Ehrenmitglieder. Im Jahr seines 100-jährigen Bestehens zählt die KAB Lobberich noch rund 50 Mitglieder.
Der neue Verein förderte Bildung und Freizeit, kümmerte sich um die Interessen der Arbeiter. Die Aufgaben waren laut Satzung vielfältig. Dazu gehörten unter anderem die Hebung der sozialen Stellung des Arbeiterstandes durch Teilnahme an Vorträgen, Kursen, Diskussion der Sozialgeschichte, Förderung des Selbststudiums und der Fortbildung.
Auch die Besserung der materiellen Lage der Arbeiter durch Errichtung einer Sparkasse und kostenlose Rechtsberatung sowie die Pflege des geselligen Lebens und die Gründung einer Gesangs- und Theater-Abteilung hatte man sich auf die Fahnen geschrieben.
1912 verwaltete die Sparkasse des Katholischen Arbeitervereins schon 10 000 Mark treuhänderisch für die Mitglieder. Zudem wurde Geld an die eigenen Mitglieder verliehen - damit sie nicht den Wucherern und ihren Zinsen ausgeliefert waren. 1913 richtete die KAB Feuerversicherung und Sterbekasse ein.
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges sank 1914 die Mitgliederzahl wegen der Mobilmachung und der schlechten örtlichen Arbeitsverhältnisse auf 169 - obwohl der Beitrag auf 19 Pfennig je Monat gesenkt wurde.
Auch mischte sich der Arbeiterverein 1914 aktiv in die Kommunalpolitik ein, machte Vorschläge zur Steuerung der Arbeitslosigkeit und Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiter. So sollten Grundstücke urbar gemacht, der Kaufpreis gestundet und Notstände durch öffentliche Gelder gelindert werden.
Durch Inflation und hohe Arbeitslosigkeit erlahmte 1923 die Aktivität des Vereins. 1929 gab es nur noch 132 Mitglieder. Zwei Jahre später hatten von 107 Mitgliedern nur noch zehn Arbeit. Der Tiefpunkt war 1933: Von 98 waren 90 arbeitslos. Ab 1936 ruhten die KAB-Tätigkeit auf Anordnung der Nationalsozialisten.
Am 15. Februar 1948 wurde der Verein auf Initiative von Pastor Schmelzer und Gewerkschaftssekretär Josef Zanders wieder aktiviert. 43 Mitglieder, darunter 13 der Gründer, kamen zur ersten Versammlung nach dem Krieg. 1950 hatte der Verein wieder 89 Mitglieder.
Auch im Jubiläumsjahr ist der Verein aktiv. Die Frauengruppe trifft sich monatlich, die 60plus-Gruppe jeden zweiten Montag im Monat. Dort wird diskutiert und zu sozialen Themen Stellung bezogen. Und das nicht nur hinter verschlossenen Türen. So nahmen KAB-Mitglieder an den Demonstrationen zum Erhalt der Arbeitsplätze bei Rokal teil.