Aufführung „Unserer Lieben Frau“: Nonnen waren der Zeit voraus
Viel Applaus für Liebfrauenschüler, die ihre moderne Interpretation der Geschichte des Ordens der Schwestern „Unserer Lieben Frau“ aufführten.
Mülhausen. Sie setzten mit ihrem Unterricht neue Maßstäbe, verzichteten für das Wohl Anderer und kümmern sich seit jeher speziell um die Armen: Die Rede ist von den Ordensschwestern „Unserer Lieben Frau“, die in Mülhausen eine lange Tradition haben. Immer wieder leisteten sie Widerstand gegen Verbote und Reformen. Und taten dabei stets eines: Sie schwammen „gegen den Strom“.
Unter diesem Titel hat die Theater-AG der Liebfrauenschule Mülhausen am Wochenende ihr neues Stück präsentiert. Rund 700 Zuschauer kamen im PZ zu den drei Vorstellungen, bei denen anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Schule die Geschichte des Ordens im Mittelpunkt stand.
Schauplatz ist der Übungsraum einer Rockband. „Ich muss ein Referat über die Ordensgeschichte machen“, beginnt Schülerin Jenny (gespielt von Lisa Roder) — und lässt sie sich in einer Vielzahl von Spielszenen aus verschiedenen Epochen erklären. Den Anfang machen getreu der Historie Lisette Kühling (Julia Schleier) und Hilligonde Wolbring (Katrin Ellerwald) im Jahr 1849. Sie erkennen: „Die Not der Jugend ist groß. Wir müssen etwas tun.“ Das Ordensunternehmen ist ins Leben gerufen und schnell treten weitere Frauen bei.
Dann aber der erste Rückschlag: Die Schwestern müssen ihre Heimat Coesfeld aufgrund einer neuen Regelung verlassen. Mutter Maria Chrysostoma (Sibylle Hausmann) und ihre drei Gefolgen (Melissa Ix, Luisa Daniels und Nele Jeschonowski) wagen den Schritt ins ferne Amerika, werden dort aber nie heimisch. Sie kehren 1888 schließlich an jenen Ort auf deutschem Boden zurück, an dem sie später ein Kloster, eine Schule erbauen und dessen Geist bis heute prägen sollen: Nach Mülhausen.
Auf der Bühne wirkte in seiner Rolle als Moderator auch Regisseur Lothar Lange mit, der das Stück geschrieben hat. Dabei orientierte er sich an einer Aufführung zur selben Thematik, die er vor vielen Jahren mit Schwester Calasanz eingeübt hatte.
Um diese nun moderner und lebendiger zu gestalten, brachte er die Musik ins Spiel: Viele Songtexte schrieb er selbst und ließ sie von Musiker Lutz Nothen vertonen. Eine Rockband sowie die schuleigene Big Band lockerten die trockene Historie auf. Und nicht erst die „Mamma Mia“-Tänze in bunten Gewändern, welche für den Wandel der Mentalität der Schülerinnen standen, brachten auch die Zuschauer zum Klatschen, die mit der Geschichte des Ordens nicht verbunden sind. Für frischen Wind konnten dabei auch immer wieder die Darsteller sorgen, darunter Lehrer Jens Michels in seiner Rolle als Kaplan.
„Mit dem Ergebnis unserer monatelangen Arbeit können wir sehr zufrieden sein“, resümierte Lange. Und kam auf der Bühne zu der Erkenntnis: „Die Schwestern waren ihrer Zeit schon immer ein wenig voraus — und sind es vielleicht auch heute noch.“